Dienstag, 26. April 2011

Montezumas Rache

Montezuma, der Herrscher der Azteken, sprach vor seinem Tod 1521 den Fluch aus, alle Eindringlinge würden seine Rache zu spüren bekommen. Ich spürte sie ziemlich heftig, auch wenn wir in Indien und nicht in Lateinamerika waren! Aber Eindringlinge waren wir trotzdem. Wir befanden uns auf unserer dritten Zugreise im Sleeper, der völlig überfüllt war, ich hatte mich wie immer zuoberst eingerichtet und blieb die ungefähr 7 Stunden fest an meinem Platz, trank nicht so viel, damit ich nicht runtersteigen und aufs Klo musste und jemand anders meinen Platz ergattern konnte. Aber auf dieser unserer letzten Zugfahrt ass ich eine ganze Wassermelone, was nach Lonely Planet eine schlechte Idee war, seien die doch oft von Bakterien befallen. Las ich aber erst, als alles vorbei war.
In der folgenden Nacht auf den Sonntag schlug Montezuma zu. Der Durchfall war noch zu ertragen, schlimmer war das Erbrechen, das mich gegen Abend in einen Koma ähnlichen Zustand gleiten liess. Patrick zog wieder los und trieb deutsche Salzstängeli und südafrikanischen Apfelsaft auf, ausserdem vier kleine Avocado-Sushi. Das rettete mich!
Danach mochte ich nicht mehr indisch essen, obwohl ich es vorher ganz gerne tat. Das nebenstehende Bild zeigt ein typisches indisches Essen mit Dessert.
Aber das kleine japanische Restaurant neben dem Hotel in Delhi mit den sechs Köchen in der Mitte, die alle Namaste riefen, wenn jemand herein kam, bot für mich sicherere Nahrungsmittel.
Interessant, wie einfach wir Menschen funktionieren: Verknüpfung Schlechtsein mit indischem Essen und Gesundwerden mit Avocado-Sushi und Apfelsaft. Was mag ich jetzt wohl lieber??
Aber ein Rezept habe ich von Indien mitgebracht und schon ausprobiert: Dosas. Einfach gekochte Linsen pürieren, mit gemahlenem Reis und Wasser/Salz vermischen, etwas Bockshornklee dran, stehen lassen und Omeletten draus backen! Super gut!

Zehn Tage lang rannte ich nicht - als ich vergangenen Donnerstag loszog mit den Hunden, war ich erstaunt, welch gute Kondition ich hatte. Am Freitag ging ich ins Fitness und in die Sauna und ich kann mich nicht erinnern, dass dies jemals soviel Spass gemacht hat!
Pausen sind ganz gut - ich nahm mit neuem Elan mein sportliches Leben wieder auf!

Samstag, 23. April 2011

Jainismus

Manchmal geschehen auf Reisen Dinge, die man nicht erwartet. Ich habe so quasi eine geistige Heimat gefunden!
Ich dachte bisher, dass ich mit meiner übergrossen Tierliebe und meinem generellen Respekt vor allem Lebendigen auf dieser Welt eher alleine bin. Stimmt nicht!!
Ich muss aber noch vorausschicken, dass ich mit Religionen nichts am Hut habe - die haben zu viel Leid über zu viele Menschen gebracht, ausserdem stört es mich, wie im Namen von Religionen menschliches Verhalten kontrolliert wird.
Eine Ausnahme ist der Buddhismus, der für mich aber keine Religion, sondern eine Philosophie ist.

Am letzten Tag in New Delhi wollten wir auf dem Weg zum  Roten Fort noch den Jain Tempel anschauen.
Als wir dort ankamen, mussten wir wie üblich die Schuhe ausziehen, bevor wir den Innenteil betreten konnten. Da fiel mir das nebenstehende Schild auf. Interessant, dachte ich. Und da sah ich auch das Gebäude auf der linken Seite, ein riesiges Vogelspital! Wir traten auf viel Vogelscheisse! Der Tempel war innen viel schöner als all die Hindutempel, die wir gesehen hatten, die oft knallbunt und kitschig wirken. Nachdem wir den wunderschönen Innenteil gesehen hatten, steckten wir was in die Spendenbox und gingen weiter zum Fort.

In der U-Bahn zurück zum Hotel las ich im Reiseführer über diese Religion, den Jainismus: Etwa so alt wie der Buddhismus, aber nicht so verbreitet. Bei 1.3 Milliarden InderInnen nennen sich 0.4 %, das wären etwa 5.2 Millionen, Jainas. Na, das sind eigentlich nicht wenige!
Wie im Buddhismus geht es im Jainismus darum, aus dem Kreislauf der Wiedergeburt auszutreten, was man erreichen kann, wenn man jegliches Leben schont. Es liegt im ureigensten Interesse jedes Lebewesens, anderen kein Leid zuzufügen, denn damit schadet man letztlich nur sich selber. Logisch, dass alle Jainas strikte Vegetarier sind und auch nicht in Berufen arbeiten, die Leben missachten, wie Landwirtschaft oder Armee. Aus diesem Grunde sind die meisten Jainas gebildet und Akademiker, besitzen Geld und, weil sie ihren materiellen Wohlstand kaum für sich verwenden, unterstützen Tempel und Vogelspital!
Genauso denke ich auch! Mein Spruch, der beim Aufstarten meines Handys erscheint: Omnia quae cupio iam habeo (Alles, was ich möchte, habe ich schon).
Und eben, auch ich bin tief überzeugt, dass wir nicht töten und auch nicht andere für uns töten lassen dürfen. Dass sich damit Menschen selber am meisten schaden, das ist ein neuer Gedanke.
Aber er fühlt sich gut an.
Ich bin nicht alleine!

Donnerstag, 21. April 2011

Indiens Hunde und Kühe

Seit gestern aus Indien zurück und froh, wieder hier zu sein. Indien ist ein heftiges Land, das alle Sinne eines Lebewesens beansprucht. Meine Ohren litten ob der ständigen Huperei, meine Nase, mal entzückt ob der feinen Gewürze, mal entsetzt ob der Abgas oder Urin geschwängerten Luft, meine Augen, die manchmal Mühe hatten wegen des gleissenden Lichts.
Aber alles nichts, wenn ich an die Lebewesen denke, die in diesem Land überleben müssen. Mädchen und Frauen, die im öffentlichen Raum nur wegen der farbigen Saris auffielen in einer Kultur, die einen deutlichen Männerüberschuss aufweist. Nicht zu übersehen! Von morgens bis abends mussten wir uns mit Männern rumschlagen. Zum Teil sehr mühsame Exemplare, aber manchmal auch freundlich und hilfsbereit.

Ein Land im totalen Gegensatz zu China, was Tiere anbelangt. In China gibts kaum Tiere, und wenn, dann gefangen auf kleinem Raum. Indien ist voll frei lebender Tiere. Kühe, die hier in der Schweiz nur von Freiheit träumen können. Kräftig und majestätisch und mit Hörnern (!) nehmen sie in Indien den Platz ein, der ihnen von ihren MitbewohnerInnen als heilige Lebewesen zugestanden wird. Niemand würde eine Kuh mitten auf einer vierspurigen Strasse anfahren. Niemand tötet eine Kuh und isst sie.
Vegetarisches Essen ist die Norm. In einigen Restaurants sind auch nicht-vegetarische Speisen erhältlich. So werden Fleischgerichte wirklich genannt!



Diejenigen Kühe, die wir sahen, waren alle wohlgenährt, leben sie doch vom Abfall, der überall in riesigen Mengen rumliegt.
Den teilen sie sich mit Schweinen, Ziegen, Affen, Vögeln und Hunden.



Ich habe keinen einzigen abgemagerten Hund gesehen, dafür Menschen, die ihr karges Essen mit Strassenhunden teilten. Das ist ein so völlig anderes Bild, wie ich es aus Spanien und Italien kenne, wo Hunde gequält und getötet werden. Und trotzdem  - tapfere Hunde! Bei fast 40 Grad schlafen die meisten tagsüber und werden nachtaktiv, wenn die Temperatur ein wenig sinkt.

Meine eigenen Hunde hatten eine gute Zeit. Die drei Frauen, die sich um sie kümmerten, machten alle einen super Job.
Mein Dank kommt von Herzen!

Freitag, 8. April 2011

Ein Dorf für die Hunde

Berühmter Satz von Hillary Clinton:"Es braucht ein Dorf, um ein Kind aufzuziehen."
Es braucht auch ein Dorf, wer drei Hunde hat und mal in die Ferien will! Am Sonntag fliegen wir für 10 Tage nach Indien (Taj Mahal und so), und dass wir das können, stellte logistisch ziemlich Anforderungen an uns. Wobei, wer drei Kinder hat, immer ein bisschen arbeitete und/oder studierte, macht gleichzeitig auch eine Ausbildung im Organisieren. Als ich während meines Studiums mein Praktikum an einer Erziehungsberatung machte, wurde in meinem Schlussbericht lobend erwähnt, dass ich grosses Organisationstalent besässe. Ja, damit wurde ich wohl nicht geboren, das war harte Arbeit, mir diese Fähigkeit anzueignen!

Nun, Lola darf für die ganze Zeit zu einem 16jährigen Mädchen, das auch einen Hund und Ferien hat. Patrick kennt dessen Mutter von den morgendlichen Waldspaziergängen. Vida und Lucy gehen für sechs Tage zu Ilona und Thula - ein Drei-Windhunde-Rudel! Dann wird Momo sie holen und seine Freundin hütet am Wochenende, weil Mo ein Velorennen bestreitet. Am Sonntagabend reist Patricks Schwester an und betreut die beiden, bis wir wieder zurück sind.
Ja, eine kleine logistische Meisterleistung!
Gestern waren Lola und Lucy und ich an der Aare unterwegs, 12 km bis zum Bärengraben und zurück! Lucy, unsere Wasserratte, sprang bei jeder Gelegenheit ins kühle Nass, schwamm ein bisschen, kletterte wieder heraus, spielte Rakete, sprang wieder hinein, und so fort.
Auch Lola mit ihrem dicken Pelz liess keine Gelegenheit zum Schwimmen und Trinken aus. Nur ich rannte halb verdurstend dem Fluss entlang und wäre doch auch so gerne hineingesprungen. 11 Grad ist das Wasser momentan, halt doch ein wenig zu kühl für mich.
Aber wenn das wirklich schon der Sommer ist, der sich hier so richtig breit macht, dann wird die Aare bald auf den für mich notwendigen 18 Grad sein. Darauf freue ich mich sehr, ist doch das Marzili das Beste an Bern!

Sonntag, 3. April 2011

Mein Hund Lucy

Lucy ist MEIN Hund, das hat sie heute bewiesen. Wir gingen am Mittag mit allen drei Hunden rennen, aber es war definitiv zu heiss für Vida, denn sie schleppte sich in der Hitze von 24 Grad hinter uns her. Beim Glasbrunnen machte deshalb Patrick einen Halt mit ihr und ich wollte noch einige Kilometer rennen, damit ich wenigstens auf 12 km kam. Für Lucy war es keine Frage, sie kam sofort mit, aber Lola blieb lieber bei Patrick und Vida am Schatten.
All diese Stunden im Hundekurs zeigen eine deutliche Wirkung: Lucy und ich sind EIN TEAM! Der gestrige Kurs startete schon super - wir waren nämlich (das erste Mal!) die Ersten. Ausserdem kamen nur die Hälfte als vor einer Woche, wo wir zehn Hunde/Menschen-Teams waren. Lucy war schon lange nicht mehr so locker, erledigte die Übungen mit Bravour und spielte in den freien Minuten.
Wir gehen wieder hin, obwohl es noch etwas dauern wird. Nächstes Mal habe ich Pilates, eine Woche später sind Patrick und ich in Indien, dann ist Ostersamstag (Kein Kurs) und erst die Woche darauf können wir wieder gehen. Macht nichts. Eine Beziehung aufbauen braucht Zeit. Und die haben wir.