Montag, 26. März 2012

Blockade

Seit einer Woche weigert sich Lucy, unseren gewohnten Spaziergang im Wald zu machen. Patrick vermutet, sie sei durch laute Motorengeräusche eines Bauern erschreckt worden.
Deshalb machte ich mich auf die Suche nach den Angst-vor-dem-Knall-Tropfen, fand sie auch prompt und gebe seit drei Tagen ein paar Mal pro Tag drei Sprühstösse in Lucys Mund. Und probierte heute wieder mal aus, ob sie mitkommt. Patrick, der die vergangenen drei Tage alleine für die Hunde zuständig war (letztes Yoga-Wochenende!! Prüfungen!! Yogalehrerinnen-Diplom!!!), liess sie im Auto oder band sie zeitweilig an einem Baum fest, damit er mit den andern Hunden in den Wald konnte.

Und ja, es klappte heute Mittag: Lucy kam den einen Weg mit und wir konnten den Wald problemlos umrunden. Aber hey, diese Tropfen sind spagyrisch! Das ist doch nichts als Placebo!! Wieso wirken die??
Es gibt eben nicht auf alle Fragen eine Antwort.
Aber Blockaden, die gibts. Lucy hat manchmal welche und ich auch. War jedenfalls ziemlich blockiert in den vergangenen Wochen - Yogaprüfung! Eigentlich mag ich Prüfungen nicht - vorher. Aber wenn sie vorbei sind und ich bestanden habe, finde ich sie keine schlechte Idee.
Jedenfalls ist mir eine mittelgrosse Last von den Schultern gefallen und ich fühle mich echt befreit. Und bin auch sehr stolz auf mich!
Ich war ja deutlich die älteste Teilnehmerin im Kurs, aber irgendwie die mit der besten Balance und Kraft. Das habe ich, denke ich, vor allem dem Pilates zu verdanken. Pilates gibt wirklich eine Stärke von Innen her. Aber eben, meinen Umgang mit Druck und Stress, den könnte ich noch verbessern. Das möchte ich durch Yoga erreichen!
Die nebenstehenden Fotos machte heute Patrick an der Aare. Nur ein Wort: Hipstamatic!

Samstag, 17. März 2012

Vegan

Lucy und ich müssen wohl noch lange in den Hundekurs, denn heute klappte es nicht so ganz. SPRUNG (über ein gespanntes Seil) und TUNNEL (durch einen langen blauen Ikea-Kindertunnel) ging nur, wenn ich mitrannte. Wenn eine zu grosse Distanz zwischen mir und Lucy ist, dann ist alles für die Katze. Dann tut Lucy so, wie wenn es mich nicht gäbe. Deshalb - für die nächsten Jahre ist mein Samstagmorgen besetzt, falls jemand auf die Idee käme, ich könnte mal was anderes machen.
Am Nachmittag fuhren wir ins neu eröffnete Pflanzenhaus und Essen einkaufen in den Coop - Dinge, die ich ja tunlichst vermeide. Jetzt weiss ich wieder, weshalb. Hunderte Menschen hatten dieselbe Idee. Und stürzten sich im Coop auf die verbilligten Erdbeeren. Hallo! Erdbeeren Mitte März?? Wo und wie sind die denn gewachsen?? Interessiert keinen. Mir aber gefiel, dass Coop jetzt ausser den leckeren Reismandel-Drinks auch Hafer- und Quinoa-Drinks anbietet. Die brauche ich für mein Frühstück, darin wird meine eigene Flockenmischung (vor allem Hirse mit Pecan, geschroteten Leinsamen und Kokosflocken) in der Mikrowelle gewärmt. Da könnte die Migros sich noch etwas verbessern. Wobei - die Migros hat vegane Eiscornets. Auf die freu ich mich, wenn denn der Sommer kommt.
Ich suche mir meine Esswaren in verschiedenen Läden zusammen und es wird immer einfacher. Seit einem Jahr esse ich vegan und ich fühle mich besser denn je. Ich hab zwar, wenn ich hier mal zurückblicke, Milchprodukte gegessen. In Indien, natürlich, und einmal ass ich ein vegetarisches Yufka in Freiburg (mit Feta) und ein anderes Mal Kartoffeln mit Kräuterquark in den Thermen in Bellingen. Unterwegs ist es nicht ganz so einfach, deshalb nehme ich die zwei Male, an denen ich am Mittag in der Stadt bleiben muss, ein Sandwich von zuhause mit, das mit Mandelpüree und getrockneten Tomaten belegt ist. Dazu gibts noch eine Karotte. Und ich trinke meinen halben Liter Kokoswasser dazu (gibts im Reformhaus).
Bevor ich in Indien war, ass ich viel Getreide mit Gemüse und Nüssen, (sowas wie Taboulé) das tue ich nur noch selten. Mein liebstes und häufigstes Essen sind Dosas (Omeletten aus roten Linsen, Basmati-Vollreis und etwas Bockshornklee, in Olivenöl gebraten) mit Gemüse (am liebsten Pak Choi), dazu manchmal Shiitake, und meinen Lieblingssalat aus roter Beete, einem Apfel, beides geraffelt, mit Kokosmilch vermischt und oben drauf Kokosflocken. Mmh, so was von lecker.
Und weil es mir so gut geht dabei, mache ich doch weiter so!

Sonntag, 11. März 2012

All is one

Es war nicht die allerbeste Idee, heute an einem sonnigen Sonntag am Fluss 10 km rennen zu gehen. Aber heute hatte ich jemanden für Thula, denn sie hat eine Entzündung am Bein. Sagte der Tierarzt am Freitag, gab ihr eine Spritze und jetzt muss sie noch 10 Tage lang Entzündungshemmer schlucken. Das Bein ist schon nicht mehr geschwollen, Schulmedizin sei Dank! Deshalb nahm Patrick sie mit auf einen kurzen Lauf.
Wir vier mussten uns zuweilen durch Menschengruppen kämpfen und kamen nicht bei allen gut an. Denn Lucy jagte Krähen, sprang ins Wasser, schüttelte ihren Pelz, drehte riesige Kreise auf dem nahen Feld und war total aufgestellt. Als sie an einem Kinderwagen schnuppern wollte, erntete ich einen bösen Blick - dabei wollte Lucy doch nur das Baby fressen! Wir kamen an einem eingezäunten Feld vorbei, wo sich viele Schafe und noch mehr Lämmlein tummelten, rechtzeitig geboren vor Ostern, damit sie geschlachtet und verspiesen werden können. Ich war viel zu warm angezogen, hätte meine violette Strickmütze getrost zu Hause lassen können, und Vida ihren gescheckten Pelzmantel. Meistens trottete sie hinter uns her oder blieb hinter einer Menschengruppe stecken und ich musste ihr oft Mut machen, an allen vorbeizulaufen. Aber viele Leute nahmen uns auch gar nicht wahr, das waren die mit den gerunzelten Stirnen, den Zornesfalten und harten, unglücklichen Gesichtsausdrücken. 
Wir hörten Gesprächsfetzen "...ich wäre ja gerne ein paar Kilos weniger schwer, aber es ist so anstrengend...." Ja, rennen ist nicht unanstrengend, vegan essen braucht auch Disziplin. Man kann sich ja schon gerne haben, aber alles bei sich selber durchgehen lassen? Ich liebe mich sehr, und weil das so ist, behandle ich mich gut und schade mir nicht. Ich bin nicht mal sicher, ob es mein Ich überhaupt gibt, denn ich weiss, dass wir alle Teil der Natur sind. All is one. Wir sind nicht mehr und nicht weniger als die Krähen am Wasser, die Tannen im Wald. Ich finde es auch nicht so wichtig, ob es mein Selbst überhaupt gibt. Die Psychologin Susan Blackmore, die seit 30 Jahren Zen-Meditationen macht, ist da noch radikaler. Im neusten Das Magazin erzählt sie, dass das Gehirn kein Ich braucht. Es funktioniert von selber, Entscheidungen trifft unser Gehirn aufgrund von komplexen Vorgängen. Ich als überzeugte Konstruktivistin finde dies hochspannend. Nehmen wir uns doch nicht so wichtig, finden wir Leichtigkeit, denn noch ist nicht klar, ob es uns wirklich gibt!

Dienstag, 6. März 2012

Kreise

Der angehende Tierarzt hat uns die Leviten gelesen - wir hätten Thula gestern und heute nicht frei rennen lassen sollen im Wald, denn sie hinkt wieder. Genau solche Leute seien nicht beliebt am Tierspital, die Ärzte schlagen Massnahmen vor und die Tierhalter halten sich nicht dran. Also muss Thula jetzt wieder ständig an der Leine sein und darf nicht mit, wenn wir rennen gehen.
Ausserdem hat der angehende Tierarzt über mich den Kopf geschüttelt, weil ich im letzten Blog "Knie"geschrieben habe, wo doch das Vorderbein anatomisch kein Bein sei sondern aus Ellbogengelenk und Knöchel bestehe. Aha. Aber Hunde sind doch Vierbeiner?? Haben die denn zwei Beine und zwei Arme, die zu Beinen umfunktioniert wurden? Moritz lächelte milde: Hunde gabs schon vor den Menschen.
Aha. Unsere Arme sind umfunktionierte Beine. Ja, Anatomie der Tiere gehört nicht zu meinem aktiven Wissen. Aber dass es Menschen noch nicht so lange gibt, das sollte ich eigentlich schon mal gehört haben. Wikipedia hilft: Säugetiere gibt es seit etwa 200 Millionen Jahre, Menschenaffen seit 33 Mio Jahren und den Homo Sapiens seit 130 000 Jahren. Und während etwa 126 000 Jahren passierte nicht viel, während etwa 1500 Jahren ein wenig mehr und während der vergangenen 100 Jahren verdichtete sich das Entwicklungstempo immer mehr. Meinen wir, jedenfalls, aus unserer kleinen, egozentrischen und absolut nicht objektiven Sicht. Vielleicht dachten das die Menschen auch, als mal jemand das Rad erfand.
Verläuft Entwicklung eigentlich linear? Ist Leben linear? Ich las gerade einen interessanten Satz in Kristin Rebsamens Buch ALLE SIND ERLEUCHTETt: "Ich verstehe nichts von Depression, aber vielleicht ist eine Ursache, anzunehmen, das Leben müsse linear verlaufen und irgendwohin führen. Vielleicht führt es nirgendwohin und der Weg ist nicht das Ziel, sondern der Weg ist der Weg und jede neue Biegung eine willkommene Überraschung".
Vielleicht führt auch die Entwicklung der Menschheit nirgendwohin und die Menschen drehen sich im Kreise. Wenn ich lese, wie vergangene Woche, dass das 2011 das Jahr des Krieges war, weil es seit dem zweiten WK nie mehr so viele Kriege gab, dann denke ich nur: Wir bewegen uns, aber wir kommen nicht vorwärts.

Sonntag, 4. März 2012

Bangkok

Hab ich Ferien nötig! Noch knapp vier Wochen ausharren, denn am 5. April werden wir in Bangkok ankommen. Wir werden in Doha einen Zwischenstopp einlegen und die Nacht vorher in einem Hotel verbringen.
Die vergangenen Tage suchte ich ein Hotel in Bangkok und bin sehr erstaunt, auf wie viele wunderschöne kreative und teilweise auch grüne Hotels ich gestossen bin. Da läuft was in Bangkok, da ist ein Bewusstsein über Umwelt vorhanden und eine Kreativität, die ich in der Schweiz vermisse.
Wir werden aber im gleichen Hotel, das wir schon vor vier Jahren gebucht hatten, die sechs Nächte verbringen: Phranakorn Nornlen (www.phranakorn-nornlen.com). Das kleine Boutique-Hotel war damals fest in Frauenhand und bot ein unwahrscheinlich leckeres kreatives biologisches Frühstück an. Darauf freue ich mich sehr! Vor vier Jahren machten wir ja den Thai-Massage-Kurs am Tempel Wat Pho, dieses Mal werden wir den Fussmassage-Kurs machen, der auch fünf Tage dauert. Bei www.happycow.net suchte ich nach vegetarischen und veganen Restaurants und staunte ein zweites Mal: über hundert Restaurants und Läden, die vegetarische und/oder vegane Speisen anbieten. Das wird spannend! Nach dem Kurs fliegen wir nach Krabi und werden unsere thailändische Austauschschülerin, Beau, treffen, die wir vor einem Jahr notfallmässig aufgenommen hatten. Ihr Vater besitzt dort ein Resort, wo wir fünf Tage bleiben werden. Beau schickte mir vor zwei Wochen ein vegetarisches thailändisches Kochbuch, aber was heisst da schon vegetarisch, denn wenn asiatische Küche vegetarisch ist, ist sie auch vegan. Deshalb liebe ich die asiatischen Länder, ich kann nach Herzenslust schlemmen - was hier in Europa nicht so einfach ist. Überall hats Käse oder sonstige Milchprodukte drin.

Gestern waren Lucy und ich wieder im Hundekurs und Lucy war so aufgestellt, spielte und rannte wie verrückt ihre Kreise und kein anderer Hund konnte sie einholen. Sie hat riesige Fortschritte gemacht!


Danach ging ich kurz rennen mit Vida und Thula, denn Moana und Sandro tauchten auf und nahmen Lola und Lucy mit. Zuerst musste Thula die erste halbe Stunde am Jogger rennen, aber dann liess ich sie frei und sie blieb in der Nähe. Auch ein Fortschritt, jedenfalls fast. Denn am Schluss verschwand sie und kam etwa 5 Minuten später zum Parkplatz. Zuhause dann stellten wir fest, dass ihr rechtes Kniegelenk stark geschwollen war. Ich gab ihr Arnica Globuli und rieb Beinwellsalbe ein, heute sieht es schon besser aus. Aber ich werde sie nicht zum Rennen mitnehmen. Manchmal ist Schonung auch eine gute Idee!