Montag, 28. Januar 2013

Energie-Pool

Physik war nicht mein Lieblingsfach in der Schule, aber einige wichtige Dinge hab ich in diesem Fach gelernt. Zum Beispiel das Hebelgesetz, was sehr nützlich ist, wenn man ein Ikea-Gestell zusammenbaut. Oder das Energie-Erhaltungsgesetz, das besagt, dass keine Energie verloren geht, sie wandelt sich einfach in eine andere Energie um, Licht zum Beispiel in Wärme. Wasserkraft in Licht. Deshalb bin ich überzeugt, da wir Lebewesen ja auch aus Energie bestehen, dass unsere Energie (oder Seele oder Geist) nicht verloren geht. Sie wandelt sich in eine andere Form um. Und mit Lebewesen meine ich nicht nur Menschen, sondern eben alles, was lebt. Deshalb kann ich meinen Vater gut loslassen. Noch lebt er, aber es geht ihm sehr schlecht. Seine Energie wird sich im grossen Energie-Pool auflösen und daraus wird wieder Leben gebildet. Mein Yogalehrer sagt es so schön: Du bist nicht die Welle, du bist der Ozean. Wir sind alle aus demselben Stoff. Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine - alles, was es auf dieser Erde gibt, das nicht wir Menschen erschaffen haben. We are all one.

Werde ich auch mich selber loslassen können, wenn meine Zeit abgelaufen ist? Dass sie ablaufen wird, war mir noch nie so klar wie jetzt. Deswegen lebe ich noch bewusster, denn ich weiss, irgendwann wird alles ein letztes Mal sein. Das letzte Mal dem Fluss entlang laufen. Das letzte Mal die Geschirrspülmaschine ausräumen. Ich habe deswegen auch beschlossen, noch mehr zu geniessen. Am Freitag hatte ich schon wieder eine Massage. Nicht Thai sondern Klassische Massage, was ich auch ganz gerne mag. Und gestern Sonntag, nach dem Besuch bei meinen Eltern (mein Vater darf zum Glück zu Hause sterben), ging ich auf vereistem Waldboden rennen und am Abend ins Bernaqua NUR schwimmen und in die Sauna. Das hab ich noch nie so getan, ich hab mich immer noch vorher an die Maschinen gezwungen.


Und was ich heute auch noch getan habe: ein Stückchen Ziegenkäse gegessen! Ich bin und bleibe vegan, aber ich werde einige Male pro Jahr Ziegenkäse essen. Das Leben ist viel zu kurz um auf etwas zu verzichten, das man wirklich mag. Denn, das habe ich auch beschlossen, ich möchte nicht rigide sein.
Mir geht es nämlich gut! Sequentiell esse ich nur noch teilweise. Ich werde das immer beibehalten, dass ich Früchte und Gemüse VOR Nüssen und Hummus esse. Aber sonst mische ich munter Nahrungsmittel durcheinander.
Ich bin wieder stark, laufe locker 9 km wie vergangenen Mittwoch am Fluss (teilweise über Eis), komme wieder anmutig in den Kopfstand - eigentlich ist alles ok.

Montag, 21. Januar 2013

Balance

Kaum Zeit für nichts, ich bin wieder voll im Leben gelandet. Viel Arbeit, darf mich aber eigentlich nicht darüber beklagen, da ich mehrheitlich selbständig erwerbend bin. Und es geht mir gut. Was ich alles dafür tue, hat Wirkung. Leider komme ich zur Zeit auch nicht richtig zum Rennen. Zweimal pro Woche etwa 6 Kilometer, das ist alles, was ich schaffe. Wegen der Zeit und auch wegen des Schnees und des gefrorenen Bodens. Aber Zeit für eine 90-minütige Thai-Massage nahm ich mir vergangenen Freitag. Das tat so gut, hatte ich ja schon monatelang keine Massage mehr.
Und wir starteten am Samstag nach langer Pause wieder mit dem Hundekurs. Lucy freute sich echt, konnte es aber doch nicht sein lassen, zwei neue Hunde etwas unfreundlich zu begrüssen, Einer war ein junger Cane Corso, ein Riesenbaby! Aber sie gewöhnte sich schnell an alles, erinnerte sich auch wieder an gewisse Übungen.
Was aber im Moment am meisten Energie und Zeit frisst, ist mein Vater. Er stürzte vor zwei Wochen die Treppe hinunter und verletzte sich schwer. Ich war gerade glücklich an meinem ersten Wochenende der Advanced Yoga Teacher Ausbildung, als ich in der Mittagspause sah, dass Patrick probiert hatte, mich zu erreichen. Seither liegt mein Vater im Spital, hat eine Lungenentzündung, die nicht verschwinden will, und es geht ihm eigentlich nicht gut. Ich wohne am weitesten weg, deshalb schaffte ich es nur an den beiden Wochenenden, ihn zu besuchen. Aber dazwischen liegen haufenweise Anrufe zwischen mir und allen meinen engsten Familienmitgliedern. Und all die Sorgen, die immer grösser werden.
Weshalb er stürzte, weiss niemand so recht. Ich weiss aber, dass er in den letzten Jahren immer mehr seine innere Stabilität verlor. Vor etwa zwei Jahren schenkte ich ihm ein Yogabuch. Steh-Asanas sind etwas vom besten, das Gleichgewicht zu schulen. Er behauptete zwar jedes Mal, wenn ich ihn fragte, dass er die Übungen mache. Aber ich hatte immer meine Zweifel.
Das ist etwas, was wir Menschen am schnellsten verlieren, nämlich etwa ab 40: unsere Balance. Deshalb gehören Gleichgewichts-Übungen in jede meiner Pilates- oder Yogastunde. Heute kam ein Paket von einem Online-Yogashop mit verschiedenen Yoga- und Pilates-Hilfsmitteln, die ich bestellt hatte. Ein Balance-Pad war auch dabei. Ich möchte meine innere Balance noch mehr verbessern. Auch damit ich alles, was da noch auf mich zukommen wird, besser ertragen kann.


Sonntag, 13. Januar 2013

Ciambellone vegan

Gerade geniesse ich das zweite Stück meines veganen Ciambellones. Mmh. Lecker. Leider nicht ganz toll aufgegangen, aber was solls. Dass er köstlich schmeckt ist wichtiger. Patrick hat mir ein interessantes Kochbuch zu Weihnachten geschenkt: VEGAN KOCHEN. So klappt die Umstellung. Von  Celine Steen und Joni Marie Newman. Das Buch kommt aus den USA, aber für die deutsche Ausgabe wurden zum Glück cups in Liter und Gramm umgerechnet. Das Buch ist voller hilfreicher Ideen, wie man tierische Produkte mit pflanzlichen ersetzen kann. Der toskanische Olivenöl-Gugelhopf, Ciambellone, verlangt 3 Eier im Rezept. Die hab ich nun mit einem Sojajoghurt nature von alpro und mit 80g Apfelmus ersetzt. Der Kuchen ist etwas süsser als sonst, vielleicht müsste ich das nächste Mal weniger Zucker nehmen. Aber sonst ist der Geschmack erstaunlich ähnlich. Nur aufgegangen ist der Gugelhopf nicht so...
Heute rannten wir wieder mal im Grauholzwald. Matschig zwar, aber einfach wunderschön! Und immer mehr fühlt es sich an wie früher. Ich bin zwar noch langsam, aber mit Intervalltraining sollte ich das schnell hinkriegen, dass ich meine Ausdauer wieder finde. Vorgestern hievte ich zwar einen Wäschekorb mit gewaschenen Kleidern die Kellertreppe hoch und ich wäre fast auf dem Boden gelandet. Plötzlich war da eine Leere in mir drin, so, wie wenn man aus einem Ballon die Luft rauslässt. Komisch. Also immer noch nicht ganz fit.
Ich nehme jeden Tag zwei Bioflorin und damit etwa 150 Millionen Enterococcen zu mir, ausserdem trinke ich, bevor ich ins Bett gehe, einen Fencheltee. Zuerst mit Todesverachtung, aber langsam gewöhne ich mich an den Geschmack. Und ich zerkaue ein Flatulex, das Simeticon und ätherische Öle aus Kümmel, Fenchel und Pfefferminze enthält. Ich kenne meinen Körper. Zweimal hatte ich ja noch eine Kolik nach der Operation. Mein Körper liebt Muster. Er beschloss, mir von Zeit zu Zeit eine Kolik um die 5 Uhr morgens zu schenken, wenn ich mich tags zuvor übernommen hatte. Nein, lieber Körper. Ohne mich. Du bist mir zwar immer noch etwas fremd, aber alles kannst du nicht mit mir machen.
In der Apotheke habe ich ein homöopathisches Mittel für den Magen und Gewürz-Bitter bestellt (beides von Dr. Vogel), die ich morgen holen kann. Ich mache weiter, bis sich mein Magen-Darm-System total erholt hat. Und bis dahin esse ich auch weiterhin sequentiell.

Mittwoch, 9. Januar 2013

Sequentiell essen

Schon seit einer Woche nichts mehr geschrieben - wie kommt denn das? Hm, das Advanced-Yoga-Teacher-Training-Wochenende in Basel war anstrengend. Wir haben zwar kein Yoga gemacht, aber uns mit Bewegung generell befasst. Und mit Faszien!! Und seit einer Woche esse ich sequentiell. Das scheint auch viel Energie abzuziehen. Neue Gewohnheiten brauchen immer Energie.
Ausserdem war ich mit Lola beim Tierarzt am Freitag. Sie hinkte nämlich am Donnerstag noch während unseres 7 km-Laufs. Auf dem Rückweg fiel mir auf, wie sie anfing, unregelmässige Bewegungen zu machen. Die letzten beiden Kilometern zog sie dann das linke Hinterbein hoch und lief auf drei Beinen. Die Tierärztin bestätigte, was wir auch vermuteten: Lola hat Arthrose. Und zwar in beiden Hüftgelenken, aber links ein bisschen mehr. Die Tierärztin fand die Idee gut, Lola Teufelskralle und Glucosamine zu geben, denn man könne da eigentlich sonst nicht viel tun. Etwas schonen sollen wir sie. Das Problem ist natürlich, dass sie sich selber nicht so schont. Aber es geht ihr schon deutlich besser.
Es ist Mittwochmorgen, 10 Uhr und ich trinke meinen Frühstückstee. Gegessen hab ich schon vor über einer Stunde. Ich habe die Idee, dass Nahrungsmittel unterschiedliche Verdauungszeiten haben, natürlich beim Googlen entdeckt. Wasserhaltige Nahrungsmittel wie Früchte werden schnell verdaut, also sollten sie zu Beginn einer Mahlzeit gegessen werden. Fett- und eiweisshaltige Nahrungsmittel haben am längsten, also gehören sie an den Schluss. Wer nach einer Mahlzeit zum Beispiel eine Wassermelone verspeist, muss mit starken Blähungen rechnen, denn die Frucht, normalerweise in einer halben Stunde verdaut, gärt so fünf oder sechs Stunden vor sich hin, bis sie endlich verdaut wird. Bisher hatte ich gedacht, im Magen werde alles vermischt und schwimme wie in einer Suppe herum. Das Konzept von Dr. Stanley Bass, einem amerikanischen Arzt, der 92 und bei bester Gesundheit ist, klingt vernünftig und logisch. Leider fand er es durch Rattenversuche heraus. Ratten kriegten Nahrungsmittel in verschiedenen Farben zu essen, als sie es gegessen hatten, wurden sie getötet und es wurde ihnen der Magen aufgeschnitten. Die Nahrungsmittel lagen in derselben Reihenfolge dort, wie sie eingenommen worden waren. Arme Ratten. Hätte man doch auch mit Ultraschall feststellen können.
Und weil mein Magen-Darm-System immer noch empfindlich ist, esse ich seit knapp einer Woche sequentiell. Also zum Frühstück zuerst eine halbe Grapefruit, dann meine mit indischen Gewürzen gedünsteten Apfelschnitze, darauf esse ich einen Hafer-, Hirse- oder Reisbrei mit etwas Agavendicksaft und Zimt, wenn ich Zeit habe und am Mittag laufen gehen möchte wie heute noch ein Sojajoghurt. Trinken sollte man erst nach dem Essen. Oder vorher.
Das klingt gar nicht so schwierig, ist trotzdem etwas ungewohnt. Das bedingt eben auch, dass ich mich aufs Essen konzentrieren muss und nicht daneben noch die Zeitung lese. Ist nämlich schon passiert, dass ich, weil unkonzentriert, zuerst den Porridge essen wollte und die Apfelschnitze am Schluss. Weil es mir dabei sehr gut geht, keine Blähungen, keine Koliken, mache ich vorläufig weiter. Und wenn ich frühmorgens arbeiten gehen muss, mh, da muss natürlich alles schneller gehen. Früher aufstehen oder den Tee mitnehmen. Werd ich morgen ausprobieren.

Dienstag, 1. Januar 2013

Peanuts

Der Tag ist gerettet! Aufgewacht war ich heute um 5 Uhr, weil ich schmerzende Blähungen hatte. Eine Kolik?? Schon vor vier Tagen hatte ich dasselbe morgens um halb fünf. Was soll das??? Entweder sind noch Gallensteine im Kanal, die reizen, oder mein gesamtes Magen-Darmsystem ist überempfindlich. Eigentlich tippe ich auf Letzteres. Ich esse noch vorsichtiger, weniger, aber es fällt mir schwer. Ja, das läuft noch nicht gut.
Was den Tag gerettet hat, ist mein Rennen an der Aare, Felsenau und zurück. Schon vorgestern hatte ich das Laufen probiert, schaffte aber nur etwa 3 Schritte. Der Rest war ein Brisk Walking. Gestern waren es schon etwa sechs Schritte nacheinander. Und heute ignorierte ich das leichte Ziehen der inneren Naht bei jedem Schritt und rannte langsam, wie eine Anfängerin. Einige Male ging ich, dann lief ich wieder.
Laufen macht mein Leben lebenswert. Dass ich in den vergangenen 4 Wochen nicht laufen konnte, war sehr schwierig für mich. Aber auch für Lucy. Zunehmend wurde sie zum Störenfried, wollte in den Garten, wieder herein, wollte von mir gestreichelt werden, wollte ACTION. Auch deshalb startete ich vor drei Tagen mit Laufversuchen.
Ich habe echt viel Selbstmitleid mit mir, aber es ist mir auch klar, dass das, was ich habe, peanuts ist im Vergleich zu dem, was die 22-jährige indische Studentin erleben musste, die von sechs Männern in einem Bus (!) brutal vergewaltigt wurde und dann auf die Strasse geworfen, wie wenn sie Dreck wäre. Und jetzt ist sie gestorben. Ich bin entsetzt, wütend, hilflos. Sprachlos. Indien, das ich vor gut einem Jahr bereiste, hatte mir eigentlich gefallen. Ja, die indischen Männer waren nicht mein Geschmack, da mag ich die chinesischen lieber. Aber die heiligen Kühe oder das grosse vegetarische Angebot der Restaurants liessen mein Herz höher schlagen. Ich wusste, dass viele Mädchen schon als Embryo abgetrieben werden, aber dass es Millionen sind? Dass Mädchen und Frauen keinen Wert haben. Aber auch in einer Stadt wie Neu-Delhi? Und einen solch tiefen Wert wie kaum in einem andern Land. Weshalb wird unsere Erde nicht besser? Weshalb tun Menschen, vor allem Männer, andern Menschen, die zufälligerweise eine Vagina haben, solch schlimme Dinge an? Ich versteh das nicht, wie Menschen so brutal und schlecht sein können. Nein, ich versteh das nicht. Und nochmals eine Indienreise? Nein, sehe ich im Moment nicht.