Dienstag, 30. November 2010

Polizisten im Wald

"Bin viel zu müde, mag nicht rennen gehen," dachte ich heute Mittag auf dem Nachhauseweg. Was dann geschah, weiss ich nicht mehr, als ich jedenfalls wieder bewusst durchs Leben ging, befand ich mich auf dem Weg zum Sädelbach, an den Füssen meine Winterjoggingschuhe und im Auto 3 glückliche Hunde.
Klirrend kalt wars. Und klirrend scharf meine Gedanken.


Wenn die Schweiz in Zukunft kriminelle Ausländer ausweisen will - wird das wohl auch mal auf Hunde angewandt? Meine Hunde sind Ausländerinnen, Vida kommt aus Irland, Lola ist Französin und Lucy Spanierin. Und alle machen von Zeit zu Zeit illegale Dinge, zum Beispiel Rehe jagen, obwohl sie keinen Jagdschein besitzen. Essen klauen, wenn sich die Gelegenheit bietet (Vida), andere Hunde mobben (Lola) oder JoggerInnen erschrecken (Lucy). Hmh. Und wenn sie ausgewiesen werden, kommen sie dann in ein Auffanglager? Und dann? Lucy hat ganz sicher keine Chance in Spanien, sie würde am nächsten Baum aufgehängt. Ich bin mir nicht sicher über Frankreich und Irland. Keine dieser leicht kriminellen Taten würde verborgen bleiben, hat es doch selbsternannte Polizisten zu Hauf! Ich bin schon dutzende Male von Männern (nie Frauen!) beschuldigt und beschimpft worden wegen ungebührlichen Verhaltens einer meiner Hunde. Gestern behauptete einer, Lola habe seinen Hund geschnappt, was total gelogen war. Sie bellte und mobbte seinen Hund ein bisschen, der halt nur seinen Schwanz einzog und nichts tat. 
Sind alle diese Männer in der SVP? Schon möglich, Männer haben weniger soziale Fähigkeiten und müssen dies mit dem Ruf nach Zucht und Ordnung wettmachen. Und die SVP besteht fast nur aus Männern. Bevor ein Aufschrei losgeht: Ich weiss, es gibt auch Frauen, die meinen, gesellschaftliche Probleme könne man nur mit strengeren Gesetzen lösen. Und es gibt sie, die Männer, die anders denken. Aber die, die mich immer wieder im Wald runterputzen, gehören sicher zur andern Sorte. Hmh. Nach diesem Wochenende schaue ich ein bisschen düsterer in die Zukunft!

Samstag, 27. November 2010

Sucht

Schnee und Velo= sehr inkompatibel! Ich bin noch nie mit meinem Velo umgefallen, trotz Schnee, Eis, Regen und Tramschienen - bis heute. Aber heute Mittag auf meinem Nachhauseweg vom Pilates konnte ich mich beim Bremsen auf der Velobrücke nicht mehr auffangen und wir beide, mein oranges Velo und ich, fielen zu Boden. Hoffentlich gabs keine Kratzer, mochte noch nicht nachschauen. Jedenfalls war ich leicht geschockt und deshalb fuhr ich ziemlich vorsichtig nach Hause, was mich viel Zeit brauchte. Ich mag Schnee, aber der macht mein Leben nicht unbedingt einfacher.
Nachher mit den übermütigen Hunden in den Wald. Wir trafen keine Hunde- oder Menschenseele.
Morgen gehe ich rennen, wie immer am Sonntag. Egal, wie das Wetter ist. Es ist der einzige Tag, an dem ich ohne Zeitdruck durch die Wälder joggen kann. Ich würde ja gerne dreimal pro Woche rennen gehen, aber zweimal ist die Norm. Es tut mir immer gut. Ich hab ja eigentlich nie was, kenne Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Erkältungen oder Grippe nicht mehr. Das war anders, als ich vor zehn Jahren zu rennen begann. Ich lernte, dass mir Rennen immer gut tut.
Natürlich renne ich nicht schnell, ich bin eine Langdistanzrennerin. Ich könnte locker mit jemanden über Buddha und die Welt reden. Aber da ich mit den Hunden nicht rede während des Rennens, rede ich mit mir selber. Im Kopf. 
Und das ist es, was eben so phänomenal ist. Nach einer Stunde Joggen ist mein Kopf ziemlich leer, Wichtiges und Unwichtiges ausgesprochen, das Chaos meines Alltags hat sich geordnet und braucht deshalb viel weniger Platz. Dann ist wieder genug Raum da für anderes. Rennen hat Suchtpotential!

Dienstag, 23. November 2010

Hase Lucy

Tierarzt sein ist wohl auch nicht immer einfach. Denn da gibts PatientInnen, die lieber keine Behandlung möchten. Und aus lauter Angst schnappen. Genau, Hund Nummer 3 ist eine solche Patientin. Sie schnappte gestern den Tierarzt am Kopf, zum Glück ohne Folgen. (Mir fällt auf, dass ich hier oft "zum Glück" schreiben muss!) . Dabei wollte der Tierarzt nur Lucys Pfote untersuchen.
Aber möglicherweise war die erste Begegnung der beiden nicht optimal - Lucy war erst kurze Zeit bei uns und litt damals an einem schlimmen Durchfall. Der Tierarzt wollte ihr Fieber messen - da reagierte sie ganz heftig. Er liess sie jedenfalls gestern sein und gab Moritz, der mit ihr dort war, eine Salbe mit, die antibiotisch und antimykotisch wirkt. Von uns lässt sie sich die problemlos drauftun. Uns traut sie. Zum Glück (!).
Heute beim Rennen erwartete ich eigentlich Schnee! Aber da waren nur Tannen mit Zuckerguss, Schneeregen und matschiger Boden. Dementsprechend wurden die Hunde DRECKIG.
Aber Spass machte es uns allen. Vida, weil sie tiefe Temperaturen liebt, Lola sowieso und Lucy schlug Haken wie ein Hase vor lauter Freude.

Samstag, 20. November 2010

Übersprungshandlung

Vorhin, beim Eindunkeln, obwohl noch total Nachmittag, probierte ich wieder, Lucy auf das Hundekursfeld zu lotsen. Ging ziemlich schief. Sie entdeckte nämlich auf dem nebenstehenden Feld eine Frau, die statt auf dem Weg eben querfeldein ging. Die machte das einzig Richtige, sie blieb stocksteif stehen, als Lucy sie bellend umkreiste. HIER nützte wieder mal nichts, das vierte KEHREN bewirkte, dass Lucy die Frau in Ruhe liess und zu uns zurückkam.
Ich möchte mich hiermit bei der unbekannten Frau für Lucys ungebührliche Verhalten entschuldigen. Es war eben eine typische Übersprungshandlung (Biologieunterricht bei Herrn Petermann, zweite Klasse Gymnasium. Das sind gut eingeübte Handlungen, die wir tun, weil wir etwas anderes tun sollten, das uns schwieriger scheint. Auch wir Menschen neigen zu Übersprungshandlungen. Tiere - Menschen - oft nur ein  klitzekleiner Unterschied!).
Danach band ich Lucy an einen Pfosten des Hundekursfeldes und sie musste zusehen, wie Lola Tannzapfen jagte. Vida, die vorher den Brätliplatz abgesucht hatte, stand einfach da und wäre wohl gerne nach Hause gegangen.

Seit einer Woche hat Lucy an der linken Hinterpfote eine abgeschürfte Stelle, die einfach nicht besser wird. Logisch, weil sie alles abschleckt, was ich ihr drauftue: zuerst Kamillensalbe, dann Lehm und jetzt von Weleda den Wundpulver, was mich das Wirksamste bis jetzt dünkt. Einen Verband hat sie in Minuten weg.  Das Beste wäre wohl so ein Kragen, der Lucy am Schlecken hinderte.
Leider hat unser angehende Tierarzt noch keinen Zugriff zu solchen Dingen, einzig Impfstoff und Wurmtabletten könnte er uns günstig beschaffen. Immerhin, die Wurmtabletten sind höllisch teuer - für drei Hunde! Ich freu mich drauf, wenn er in einigen Jahren unsere Hunde verarzten wird!

Montag, 15. November 2010

Lotto

Ich hätte einen Halbmarathon rennen mögen, gestern. So schön wars und so stark fühlte ich mich. Und den Hunden gefiels auch. Stattdessen warens nur 100 Minuten, na, immerhin. Kaum Begegnungen, zwei Mountainbiker und zwei Personen mit zwei Hunden. Die Menschen sind häuslicher geworden. Was tun sie denn stattdessen? Sitzen vor dem TV??
Ich schaue nie, denn ich mag die starre Zeitstruktur nicht. Was ich stattdessen tue, ist Serien oder neu auch Filme herunterzuladen und die mir abends anzuschauen. Das Sofa, das Laptop und ich. Serien dauern eine vernünftige Zeit von circa 40 Minuten. Meine Lieblingsserie True Blood (Vampire!) läuft erst nächstes Jahr wieder. Ich mag aber auch The Good Wife (Fälle in einer Anwaltspraxis) , Life Unexpected  (plötzlich taucht die weggegebene Tochter im Leben zweier 30-Jährigen auf) und Lie to Me (Mikro-Gesichtsausdrücke!).
Filme gingen mir bis jetzt zu lange, denn ich möchte noch unbedingt lesen, bevor ich ins Bett gehe. Aber ich hab gemerkt, dass ich Filme nicht in einem Rutsch anschauen muss.
Gestern schaute ich Eat Pray Love, der sich gut zerstückeln liess (Italien, Indien, Bali). Nicht ein absolutes Muss, dieser Film, aber zwei Dinge sind bemerkenswert: 1. Julia Roberts kann den perfekten Lotussitz und 2. folgende kleine Geschichte: Da kniet ein Mann jeden Tag vor einer Statue und sagt: "Bitte, bitte, mach, dass ich im Lotto gewinne." Er tut dies monatelang jeden Tag, bis es der Statue reicht und sie sich in einen Menschen verwandelt, runtersteigt vom Podest und sagt: "Kauf doch endlich mal einen Lottoschein!"
!!!

Freitag, 12. November 2010

Vögel

Ich habe neue Haustiere: Vögel! Das Futterhäuschen hängt schon am Baum und wird von unzähligen Vögeln besucht. Wenn ich damit verhindern kann, dass vielleicht ein paar Vögel über den Winter in den Süden fliegen und jämmerlich auf mit Leim bestrichenen Ästen verenden, dann hab ich schon etwas erreicht. Gestern kaufte ich auch einen Nistkasten, den ich gelegentlich an den Ahorn nageln werde. Ich bin gespannt, welche Vögel sich in unserem Garten niederlassen werden. Zur Zeit sind es Spatzen, Buchfinken und Kohlmeisen. Einige Vögel kenne ich, denn mein Vater hat ein riesiges Vogelwissen, da ist ein kleiner Teil an mir haften geblieben. Mit dem Vogelbestimmungsbuch von Moritz kann ich denn auch seltene Vögel benennen. Ich mag Katzen sehr gerne, bin aber gerade froh, keine eigene zu haben, Vögel und Katzen sind nicht unbedingt kompatibel!

Lucy und ich liessen den Hundekurs gestern sausen. Am Mittag probierte ich, Lucy auf den Trainingsplatz zu locken - vergebens. Dieser Platz ist jetzt in ihrem Kopf negativ besetzt. Das wird viel Arbeit brauchen, dies umzukehren! Ich geb den ganzen Dezember kein Pilates, nachher nur noch alle drei Wochen, was mir mehr Luft gibt. Auch, aber nicht nur, für den Hundekurs. Aber wenn es mir nicht gelingt, die negativen Erfahrungen von Lucy mit positiven zu überdecken, dann lass ich es sein. Jedes mal Lucy auf den Platz zerren zu müssen, das mag ich nicht. Dann muss ich einen anderen Kurs suchen.
Jetzt ist es vier Uhr nachmittags und drei Hundbäuche sind leer. Zwei Hunde warten geduldig auf dem Sofa, der dritte Hund nagt am Hundekissen, bellt und nervt!

Montag, 8. November 2010

Stress

Der kleine Quälgeist Lucy liegt neben mir und möchte gerne von mir gestreichelt werden. Ich aber will schreiben! Sie pfötelt und schleckt mich ab, was ich gar nicht leiden kann. Jetzt ist sie ruhig, es ist ja schon bald 10 Uhr abends, Zeit für kleine Hundis, schlafen zu gehen. Unsere Hunde sind abends eigentlich immer müde, denn tagsüber läuft meistens genug Energieraubendes.
Heute waren wir wieder an der Aare, und zwar auf der Joggerstrecke. Und Lucy liess die meisten Rennenden links liegen, einerseits, weil ich sie an die verbale Leine nahm, anderseits - vielleicht wird sie doch langsam älter und vernünftiger??? Dann trafen wir kurz Moana an ihrem Arbeitsplatz, weil ich ihr die Arbeit für ihren CAS in interner Kommunikation, die ich durchgelesen hatte, zurückgab. Leider kam Moana nicht mit uns nach Hause - Lucy winselte auf dem ganzen Nachhauseweg deswegen!
Der Hundekurs vergangene Woche hatte Lucy mehr gestresst als ich dachte. Am Freitagmorgen, der einzige Morgen, an dem ich früher als Patrick aufstehen muss, begrüsste sie mich nicht. Komisch. Aber schnell sah ich, weshalb: Da lag eine riesige gelbe Pfütze mitten im Zimmer! Lucy war ganz niedergeschlagen deswegen. Armer Hund! Ich möchte aber trotzdem übermorgen nochmals in den Donnerstaghundekurs. Das wird dann aber das letzte Mal sein, es zeichnet sich eine Lösung für den Samstag ab: Ich gebe nur noch jedes dritte Mal Pilates, das heisst, Lucy und ich können wieder regelmässig in den friedliche Kurs am Samstagmorgen. Das wäre super!

Donnerstag, 4. November 2010

Lucyhexe

Ok, es war sicher mein Fehler, dass ich am Dienstag, als ich etwas spät am Mittag nach Hause kam, die stürmischen Hunde gleich ins Auto packen wollte. Sie hätten zuerst runterfahren sollen in ihren Emotionen. Das ging nämlich schief, denn plötzlich stürzte sich Lucy mit einer Wucht auf Vida, die sich verzweifelt wehrte, gegen die Wand und auf den Boden fiel. Lucy stoppte erst, als ich einen Becher Goodies über sie leerte. Aber Vida ist seither verletzt, wo, ist uns nicht klar.  Moritz und ich tasteten sie ab, aber sie zuckte nirgendwo zusammen. Sie machte bis gestern kaum einen Schritt, hinkte oder blieb stehen und hob ihr rechtes Vorderbein. Ich ging rennen gestern, musste aber bald umkehren und Vida mit einem Stück getrockneten Fisch im Auto lassen. Ich massiere sie jeden Tag, was ihr enorm gefällt. Auch heute ging sie langsam hinter uns her. Ich glaube, sie war sehr geschockt und deshalb richtig erstarrt. Ich war ja auch geschockt. Keine Ahnung, weshalb Lucy dies tat. Vielleicht halt einfach Eifersucht oder Rangordnungsangriff.
Jetzt gerade, eine halbe Stunde nach dem Hundekurs, ist Lucy geschockt. Sie wollte ja gar nicht auf den Platz, bockte und schlüpfte aus dem Halsband. Ich fing sie wieder ein, machte das Halsband enger und zerrte sie brutal auf den Platz. Sie hatte keine Chance, das wusste sie, sie fügte sich und machte gar nicht so schlecht mit. Dann wurde die Gruppe geteilt, die mit den kleinen Hunden und der Riesenhund von Mallorca blieben auf dem Platz, wir andern gingen in den Wald. Alles ging super, bis während des freien Rennens einer der andern Hunde, vielleicht Leica, Rhodesian Ridgeback oder Neros, brauner Labrador,  oder die Berner Sennenhündin Lucy rammte, sodass sie jaulte und davonrannte.
Dann wollte sie nur nach Hause. Als wir am Riesenhund vorbeigingen, fletschte sie die Zähne, dabei war der ja wirklich unschuldig! Die Hundetrainerin sagte, dass ich das gar nicht dulden solle. Und auch wenn es stressig für Lucy sei, sie müsse da durch, sonst bestätigten wir sie in ihrer Ängstlichkeit. Ok, dann gehen wir wieder hin in einer Woche. Wird nicht einfach sein. Aber auch ich bin überzeugt, dass ein solcher Kurs sehr wichtig ist. Vor allem für Lucy.