Sonntag, 27. Oktober 2013

Schwamm-Adidas

So viele Menschen haben mir noch nie zum Geburtstag gratuliert: Hunderte, die anlässlich des (Halb-) Marathons die Strassen in Luzern säumten, wünschten mir Glück, sangen Happy Birthday und lachten mir zu. Und ich lachte und winkte zurück, während Patrick neben mir sein selbst gebasteltes Schild hoch hielt, auf dem stand: HAPPY BIRTHDAY SUKI.
Und manchmal wechselte der leichte Regen in starken, aber nichts konnte unsere lockere Stimmung trüben.
Patrick hatte beschlossen, seinen Traum von einer Bestzeit aufzugeben, denn er hatte seit Wochen kaum trainiert, auch wegen seines Knöchels. Und meine Schwester war auch mit dabei: Sie stand vor einem Jahr noch auf der Zuschauerseite, aber als sie mich da so ziemlich erschöpft im Schnee laufen sah, packte sie die Lauflust. Sie kaufte sich Laufschuhe (Brooks) und fing an zu trainieren. Und sie schaffte es! In weniger als einem Jahr! Sie wäre sogar schneller gewesen als ich, aber ob sie dieses Tempo durchgehalten hätte? Vielleicht. Ich bin da immer auf der sicheren Seite und laufe so, dass ich noch Gespräche führen kann.
Jedenfalls: Ich bin stolz auf meine Schwester!

Apropos Schuhe: Ich mag ja Adidas-Füsse haben, aber weshalb saugen diese blöden Adidas das Wasser auf, wie wenn sie aus Schwamm wären? Die Schuhe meiner Schwester waren nur ein wenig feucht. Meine Schuhe waren am Schluss nass und schwer. Aber weil der Lauf solchen Spass machte, konnte ich das gut ausblenden.
Ich will auch solche Schuhe wie meine Schwester! Oder Patrick. Seine OM waren auch nur ein bisschen feucht. Ich habe mir vorgenommen, dass ich das letzte Mal einen Regen-Lauf mit Adidas gelaufen bin! In der Schweiz muss man ja immer mit Regen rechnen!
Nachher gab es eine warme Dusche und Spaghetti bei meiner Schwester. Und vorhin kamen wir aus dem Fitness zurück, wo wir aber nur baden und saunieren gingen. Was soll ich anderes sagen: Das war mein bester Geburtstag!

Dienstag, 22. Oktober 2013

Pheromone

Noch immer ist Japan in mir präsent. Es ist ein Land, das ich nicht so schnell vergessen werde. Hier noch ein letztes Bild von der Süssigkeit, die wir alle am liebsten hatten: irgendwas in Matcha-Tee gewälzt. Wir brachten zwei Schachteln davon in die Schweiz, zum Glück mochten sie die-nicht-in-Japan-gewesenen Familienmitglieder nicht so.
Japan ist schon weit weg und langsam kommt der Halbmarathon in die Nähe. Was heisst da langsam: NÄCHSTEN SONNTAG!!!
Bin ich bereit? Eh, möglicherweise nicht so ganz. Ich hab zwar nach einem Trainingsplan trainiert, aber ich war nie besonders schnell. Der Lauf wird aber mal anders, denn meine Schwester, die vor einem Jahr noch keinen Laufschritt gemacht hatte, will mit mir laufen, und auch Patrick wird unser Tempo mit Gehpausen mitmachen. Sein Knöchel ist dank Schonung wieder ok, aber er fühlt sich zu wenig trainiert.
Nur regnen darf es nicht, oder schneien, dann passe ich.

Den Hunden geht es übrigens gut, sie hatten ja während unserer Abwesenheit super Betreuung von zwei angehenden Tierärzten, wenn auch Moritz' Freundin auf Grosstiere spezialisiert ist. Spielt wohl keine Rolle.
Am Samstag waren es im Hundekurs doppelt so viele Hunde wie eine Woche vorher. Lucy gefiel das nicht so, trotz Pheromonen an ihrem Halsband. Funktioniert das mit diesen Pheromonen? Der Pheromonen-Spray Adaptil soll Hunde beruhigen, denn die Botenstoffe sind ähnlich wie diejenigen, die eine Hundemama aussendet.
Bei Lucy bin ich mir nicht so sicher. Aber bei Vida wirkts!
Seit zwei Jahren pinkelt sie immer wieder mal neben den Esstisch in der Nacht. Frühaufsteher Patrick hat das Pech putzen zu müssen, denn er mag nicht frühstücken neben einer gelben stinkenden Lache. Komischerweise pinkelt sie nie, wenn Moritz sie hütet und hier unten im Gästezimmer übernachtet. Seine Vermutung ist, dass Vida in der Nacht einsam ist. Ich habe ihr zwar ein Hundekörbchen oben, wo wir (Patrick, ich, Lola und Lucy) schlafen, hingestellt, aber sie kommt nicht die Treppe hoch ins Obergeschoss. Seit vier Tagen, das heisst Abenden, bespraye ich ihr Halsband mit den Pheromonen - und sie hat bisher nicht mehr auf den Boden gepinkelt! Ok, vielleicht reicht das noch nicht für eine zuverlässige Statistik, aber ich bleibe dran!
Wunderschönes Wetter, übrigens, und wir vier geniessen die einsame Aare.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Wunder

Es regnete die ganze Nacht auf den Samstag, aber als wir um 10 Uhr in den Hundekurs gingen, stoppte der Regen zum Glück. Ich besitze zwar mittlerweile gute Regenkleider, was mir noch fehlte, war ein Regenhut, den ich mir nun in Kyoto kaufte. Ich konnte ihn, seit ich hier bin, schon mehrmals gebrauchen. Ich kenne ja die Schweiz.
Im Hundekurs waren wir aber trotzdem nur vier Hunde. Ein Hund wird nie mehr kommen: Die lustige, intelligente und sehr freundliche Anisia wurde von einem Zug überfahren. Sie war bei den Grosseltern von Noelle in den Ferien und lief davon, Richtung Heimat.
Ich bin immer noch schockiert.

Aber für Lucy war die kleine Gruppe passend. Ich hatte ihr Halsband mit dem Pheromonen-Spray eingesprüht und vielleicht war der schuld,  dass sie doch einige Male über den zwischen zwei Stecken gespannten bunten Elast sprang. Irgendwann aber, gegen Schluss, mochte sie nicht mehr und wollte wieder abschleichen. Ich glaube, so ein Hundekurs ist ziemlich anstrengend für sie.

Japan spukt immer noch in meinem Kopf herum. Das Land war so spannend, die Erlebnisse so positiv, das wird noch eine Weile so bleiben.

Zum Beispiel das Angebot von Sojaprodukten in den Supermärkten liess mein Herz höher schlagen: Ich fand eine extrem gute Sojamilch, Triple Power und Age Management Food stand drauf. Wahrscheinlich enthielt sie Kalzium, Vitamin D und was wohl noch? Auch die Sojajoghurts und die kleinen Sojadrinks in jeder Geschmacksvariante waren so lecker, viel besser als hier. Aber wir haben hier auch keine Sojatradition.

Wir waren ja zu Dritt mit Moana unterwegs, die schon immer sehr an Japan interessiert war. Als sie in Nigeria auf der Botschaft ein Praktikum machte, lernte sie Sayaka kennen, die auf der japanischen Botschaft arbeitete.

Am ersten Wochenende fuhren Moana und ich nach Tokyo, wo wir Sayaka trafen. Sie führte uns in Restaurant, wo ich Pilz-Tempura ass (siehe Bild). So lecker!

Ich liebe asiatische Pilze und ich kriegte in vielen Restaurants  Pilze zu essen.
Sayaka zeigte uns einen Teil Tokyos, machte uns mit japanischen Süssigkeiten bekannt und klärte immer ab, ob sie vegan waren. Es half enorm, jemanden dabei zu haben, die Japanisch spricht!

Ich hatte mir in der Schweiz vorgenommen, in Japan einmal meditieren zu gehen. In Kyoto klappte es nicht, denn die Meditationen fanden nur am Wochenende statt, und da waren wir ja in Tokyo. Aber in Osaka, wo wir die letzten drei Tage verbrachten, so entdeckte ich im Internet, findet jeden Tag um 16 Uhr im Pudon Monastery (www.jpzen.org/jm6pdeng) eine Meditation open for public statt.
Im Visitor's Center im Bahnhof liessen wir uns beraten, wie wir dorthin gelangen konnten. Natürlich ging es dann nicht, ohne irgendwelche Leute fragen zu müssen, ob wir in der richtigen U-Bahn waren. Niemand konnte Englisch, trotzdem konnten wir uns verständigen. Als wir dann an der richtigen Station ausgestiegen waren, stellt ich fest, dass ich die Adresse vergessen hatte. Naiverweise hatte ich geglaubt, da stände ein Tempel im Grünen und alles wäre klar. Patrick hatte dasselbe Bild im Kopf. Aber da waren viele Strassen und hohe Häuser, wir hatten keine Ahnung, wo wir hin sollten. Wir fragten die paar Taxifahrer am Bahnhof. Sie verstanden uns nicht. Es war schon 20 Minuten vor 4 und ich dachte, nur noch ein Wunder könne uns helfen.

Da entdeckt ich ein Schild, das auf eine nahe Bibliothek verwies. Wir fanden sie schnell und fragten die Bibliothekarin, ob sie wisse, wo das Pudong Kloster sei. Sie verstand uns zuerst nichts, aber als ich fragte, ob ich es ihr im Internet zeigen könne, verstand sie. Sie fragte aber noch zwei Kolleginnen, dann druckte sie ein Blatt mit der Adresse aus und erklärte uns den Weg. Wir liefen los und fanden das Kloster auf Anhieb um zehn vor 4! Die beiden Mönche freuten sich sehr, mal ein Publikum zu haben, denn offensichtlich verirren sich nicht viele Leute zu ihnen. Wir kriegten Tee, schenkten ihnen Datteln, sie erklärten uns die Rituale und so kam es, dass wir eine halbe Stunde lang auf Chinesisch(!) sangen und 35 Minuten lang meditierten. Am Schluss gab es nochmals Tee und die Mönche erzählten, sie seien aus Taiwan. Aha. Sie schenkten uns eine CD von Chung Tai, dem Begründer dieses chinesischen Zen-Buddhismus, und einige Informationsblätter. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, sie zu studieren, aber ich werde das nachholen.
Was für ein Erlebnis. Und es lohnt sich, an Wunder zu glauben.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Vegan in Japan

Als ich am Montag gegen Abend zwischen Flughafen und Bahnhof auf Patrick wartend, der zwei Säfte kaufen ging, die Menschen anschaute, die an mir vorbei gingen, war der Unterschied zu Japan frappierend: So viele dicke Menschen hier und in Japan (Kyoto, Tokyo und Osaka) waren praktisch alle schlank und vor allem die Frauen wunderschön. Ausserdem modisch interessant bis auffällig angezogen und sehr gepflegt.
Irgendwie muss das ja schon am Essen liegen. Vielleicht auch die Schönheit, aber mit Sicherheit das Schlanksein. Vegan zu essen war zwar schwierig, denn überall hatte es Fisch, Eier oder Fleisch drin. Und trotzdem: Ich verzehrte viel Gemüse und Tofu. Nicht so viele Früchte. Ich habe generell viel gegessen, hoffentlich mehrheitlich vegan, aber genau weiss ich das nicht. Die wenigsten Menschen konnten Englisch und normalerweise waren die Menus nur auf japanisch. Aber wenn jemand verstand, was ich wollte, wie zum Beispiel der Koch im Sushi Restaurant in Kyoto, dann probierte er, meine Wünsche zu erfüllen: Er machte extra für mich Avocado-Sushi! In einem Tempel-Restaurant gibt es nur vegetarische Menus, also wahrscheinlich vegan, denn Milchprodukte kann man zwar im Laden kaufen, aber in Restaurants waren die eigentlich nicht vorhanden.
Das erste Bild zeigt ein Essen in einem Tempel-Restaurant, es kostete etwa CHF 20, war also nicht billig. Aber wunderschön anzuschauen!

Das zweite Bild zeigt das Essen in einem Nudel-Restaurant, da assen wir zweimal. Neben den Soba-Nudeln gab es Tempura, was ich liebe! In Teig frittierte Süsskartoffeln und Hokkaido-Kürbisse, mmh!
Überhaupt, Kürbisse gab es auch schon zum Frühstück im Hotel, wo wir zuerst waren und in vielen anderen menus. Ich habe Hokkaido-Kürbisse entdeckt.


Zum Glück gibt es diese hier

auch auf dem Gemüse-Markt. Das dritte Bild zeigt eine Tasse Matcha-Tee und eine kleine Süssigkeit (gab es in einem Tempel), die ich ohne Bedenken ass. Überhaupt die japanischen Süssigkeiten: So lecker! Sehr oft mit Grüntee gemacht, fettfrei und überhaupt nicht süss, also total mein Geschmack. Ich ass viele!

Wir suchten aber auch vegane Restaurants, die ich auf Happy Cow gefunden hatte. Oft war es schwierig, die zu finden. In Tokyo schafften wir es nur mit Hilfe einer überaus freundlichen Frau, die mit uns eine halbe Stunde lang suchte, das Hanada Rosso zu finden.
Im mumokuteki in Kyoto assen wir auch zweimal, dort gab es "Fleisch" aus Seitan. Und feine Desserts (siehe Bild).
Wie gesagt: Wir assen viel. Und nahmen kein Gramm zu. Ein Lob der japanischen Küche!