Dienstag, 27. August 2013

Tantra

You live and learn. Das ist wohl mein Motto. Überall gibt es Gelegenheit, etwas zu lernen.
Gestern überlegte ich, was ich von meinen Hunden lernen kann. Lernen von Lola ist einfach: Sie zeigt mir, dass es Spass macht, einen Hund zu haben.
Von Vida kann ich lernen, mich nicht mehr hetzen zu lassen. Mir mehr Zeit nehmen zum Trödeln und den Moment geniessen, egal, was die andern von mir wollen. Nicht ganz einfach, packe ich doch immer noch viel in mein Leben. Aber mich nicht mehr jagen zu lassen, das könnte ich ausprobieren.
Und von Lucy lerne ich am meisten. Ich lerne von ihr, Situationen im Leben, die nicht nach meinem Kopf gehen, stehen zu lassen. Das Leben geschehen lassen.
Am Samstag fand sie offensichtlich einige Knochen im Abfall am Fluss. Patrick war für die Hunde zuständig, ich hatte mich für zwei Tage nach Basel zu meiner Yoga-Ausbildung verabschiedet. Und Knochen verträgt sie nicht, sie kriegt vermutlich Bauchweh, denn sie als vegetarischer Hund ist so was schwer Verdauliches nicht gewohnt. Wenn Lucy Schmerzen hat, das habe ich schon beobachtet, zum Beispiel als sie mal eine Verletzung am Bein hatte, dann wird sie bockig und aggressiv gegen die andern beiden Hunde. An Vida entdeckte ich gestern eine Wunde im Gesicht. Wahrscheinlich von Lucy.
Sie war, sagte Patrick, schon am Sonntag schwierig. Jedenfalls wollte ich gestern laufen gehen mit allen drei Hunden. Lucy kam nicht mit, merkte ich nach einiger Zeit. Deshalb kehrte ich um und rief ihren Namen. Sie kam daher gehüpft, aber als ich sie an die Leine nehmen wollte, bockte sie. Also startete ich den Lauf auf die andere Seite. Sie lief etwas mit und blieb dann stehen. Weder zureden noch zerren brachte etwas. Dann drehten wir halt wieder um. In diesem Hin und Her ging Vida verloren. Als ich Vida fand, liefen wir zum Auto zurück, damit ich Vida hinein tun konnte. Aber Lucy wollte auch ins Auto. Körbchen und Auto sind ihre Schutzorte. Schlussendlich lief ich nur mit Lola.
In solchen Momenten könnte ich mich sehr nerven. Aber was bringt das schon. Auch wenn Lucy so schwierig tut, weiss ich, dass sie in diesem Augenblick ihr Bestes gibt. Mehr kann sie eben nicht.
Das ist ein Teil der tantrischen Philosophie, habe ich im neusten Yoga Journal gelesen. Alles im Universum ist intrinsisch gut, auch wenn wir immer wieder schlechte Erfahrungen machen. Auch wenn es viele dumme und egozentrische Menschen gibt. Das ändert trotzdem nichts am grossen Bild des Guten. Das Schlechte ist nichts als ein Wimpernschlag im ganzen Universum.
Ich liebe Lucy, auch wenn sie mir mein Leben nicht immer einfach macht. Das muss sie auch nicht, dafür ist sie nicht da. Auch das Leben macht es mir nicht immer einfach. Aber auch das muss es nicht. Dafür ist das Leben nicht da.

Mittwoch, 21. August 2013

Lernen

Es gibt verschiedene Arten, wie ein Mensch oder auch ein Tier lernt. Schulisches Lernen, also auswendig lernen und viele Übungen machen, gehört nicht zu den wirksamsten Methoden. Das scheinen Tiere zu wissen, denn das kommt bei ihnen nicht vor! Lernen durch Imitation ist ganz gut, ist da doch jemand motiviert, sich ein Verhalten anzueignen, das jemand anders zeigt, den man bewundert. Am effektivsten ist aber lernen durch eigene Erfahrung. Wer zum ersten Mal im Sommer in Brennesseln fällt, weiss für immer, dass die brennen. Ich darf mich also nicht über mich ärgern, dass diese Art von Lernen auch für mich sehr wirksam ist. Da habe ich doch vor etwa zwei Jahren eine Busse gekriegt (CHF 100), weil ich auf dem Weg zum Wald statt 30 km/h schneller unterwegs war.  Seither fahre ich immer mit etwa 30 km/h diese Strasse hinauf.
Und jetzt, da ich einen Unfall verursacht habe, bin ich auch dabei, mich anders zu verhalten. Ich fahre Auto (immer noch Mobility, denn die Garage wartet auf ein Ersatzteil, das einfach nicht kommt), wie wenn ich übermorgen an die Fahrprüfung müsste. Ich nehme mir Zeit, lasse andern den Vortritt, denn ich möchte an allen Kreuzungen die Übersicht kriegen. Und ich halte mich sehr bewusst an die vorgeschriebene Geschwindigkeit.
Von Mobility bin ich begeistert. Gestern reservierte ich ein Auto im Dorf, aber am Abend bekam ich eine Mail, das gehe nicht, ich müsse das Auto im Nachbarsdorf holen. Und heute Morgen, eine halbe Stunde vor dem Reservationsbeginn rief ein netter Herr von Mobility an und wies mich auf die Umbuchung hin. Super Service!
Heute liefen Lola, Lucy und ich einen langsamen Dauerlauf nach Plan bis zum Lorrainebad und zurück und alle waren wir bester Laune und genossen die Strecke. Die Hunde sprangen immer wieder ins Wasser und verhielten sich ansonsten vorbildlich. Das gibt es auch, solche Läufe. Vida nehme ich nicht mehr mit, sie ist langsam geworden, ob sie nicht mehr kann oder will, ist nicht so klar. Sie trödelt rum und ich verliere sie immer wieder. Vielleicht wird es im Winter anders, denn es ist immer noch über 20 Grad.

Am Nachmittag fotografierte ich die Hunde an ihren Lieblingsplätzen: Vida auf meinem Sofa, Lucy strategisch zwischen Badezimmer und den andern Räumen im oberen Stock und Lola natürlich auch strategisch im Garten beim Aufpassen und Beobachten!

Samstag, 17. August 2013

Wallwurz

Nein, ich schaffte es erst am Mittwoch, ohne allzu grossen Schmerzen laufen zu gehen. Aber eigenartig - je länger ich lief, desto weniger spürte ich dieses Messer in meiner rechten Seite bei jedem Einatmen. Nicht, dass der Schmerz kleiner geworden wäre, aber irgendwann gehörte er dazu und ich konnte ihn ausblenden. Heute liefen wir wieder, Lola, Lucy und ich. Ich habe beschlossen, nach einem Halbmarathon-Trainingsplan aus dem Runner's World zu trainieren und startete diese Woche mit Woche 2. Das hiess 30 Minuten am Mittwoch langsam, heute 35 Minuten Intervall (es wurden aber mehr, da Lucy beim Pfadiheim verschwand, nicht mehr auftauchte und ich zurück musste und ja, sie war dabei, Abfall zu suchen) und morgen 60 Minuten langsamer Dauerlauf. Ich probiere, mich daran zu halten und ich bin froh, dass ich nicht selber mir ein Training ausdenken muss. Und heute fühlte ich mich fast wie immer. Der Schmerz ist fast weg, nur wenn ich niesen muss, tut es noch höllisch weh. Und nachts beim Liegen: Soll ich auf der rechten Seite liegen? Nein, tut weh, besser auf der linken. Auch nicht gut, wieder zurück zur rechten Seite. Und so weiter. Seit gestern reibe ich mich mit selbst gemachter Wallwurztinktur und Wallwurzöl ein (In meinem Garten wachsen drei Wallwurzbüsche). Wallwurz oder Beinwell kann ja, so steht es in Kräuterbüchern, gebrochene Knochen wieder "zusammenwallen". Und Studien zeigen, dass Wallwurz eigentlich wirksamer ist als Arnika.
Was ich auch noch getan habe, denn jetzt bin ich Expertin für gequetschte Rippen, die ersten Tage ein Kühlgel eingerieben, dann ein Arnika Schmerz- und Kühlgel und zwischendurch eine dieser toll riechenden Muskelsalben aus Thailand. Denn alles, was kühlte, tat so gut. Natürlich nehme ich immer noch Arnica Globuli.

Und ich habe bewusster als sonst sehr gesund gegessen. Wenn ich meine Portionen an Früchten und Gemüse so zusammenzähle, dann komme ich locker auf 12 bis 15 Portionen. Das nebenstehende Bild zeigt mein heutiges Mittagessen: Dosas mit Gemüse (Broccoli, Zucchetti, Zwiebeln und Knoblauch, Tomaten, Pfirsich und Shiitake) und darauf Rucola und zur Vorspeise eine frische Feige. Ich habe also alles getan, um meinen Körper im Heilungsprozess zu unterstützen. Er heilt auch gut.

Ich liebe Schuhe, das wird den regelmässigen LeserInnen nicht entgangen sein. Aber mein Stil ist sportlich, am liebsten habe ich Outdoor-Schuhe. Vor etwa 4 Wochen kaufte ich im Bächli-Bergsport diese roten Keen-Sandalen: meine absoluten Lieblingsschuhe zur Zeit. Ich frage mich, wie ich bis anhin die Sommer überstehen konnte ohne solche Schuhe!

Heute war übrigens endlich wieder Hundekurs. Lucy freute sich, ich mich auch. Und sie machte auch gut mit - bis sie aus Versehen am zwischen zwei Pfosten gespannten Elast beim Rüberspringen hängen blieb. Sie jaulte, aber ich konnte sie befreien, doch dann hatte sie genug und wäre am liebsten nach Hause gegangen. Ich aber sprang noch ein paar Male mit ihr über das Hindernis und lobte sie, gab ihr Goodies, damit sie diese Übung wieder mit etwas Positivem verknüpfen kann. Mal schauen, wie es beim nächsten Mal geht. Wenn ich etwas weiss über Lucy, dann ist es dieses: Sie hat ein enorm gutes Gedächtnis!

Sonntag, 11. August 2013

Mobility

Die Sommerferien sind vorbei und ich habe mich sehr gut erholt. Bis Donnerstag. Diesen letzten Ferientag wollte ich im Bernaqua mit einer 90-minütigen Massage geniessen. Die war auch gut, was aber danach folgte, hätte nicht sein müssen.
Denn eigentlich begann ich letzte Woche mit dem Halbmarathon-Training, aber jetzt muss ich schon wieder pausieren. Meine rechten Rippen schmerzen zu fest. Das kommt davon, wenn man in eine Ampel fährt. Polizei, Abschleppdienst und gequetschte Rippen. Moritz war eine grosse Hilfe, er organisierte gleich ein Mobility-Auto, ging mit den Hunden in den Wald, gab ihnen zu essen und holte mich ab. (Patrick war mit einem Freund in Deutschland. Glücklicherweise, sagt er!)
Weshalb ich das tat? Ich weiss es nicht. Vielleicht wegen meiner gefährlichen Tendenz, Kurven zu schneiden?

Schonen, sagte meine Nachbarin, die Pflegefachfrau, als ich es ihr erzählte. Vielleicht, aber schonen war noch nie meine Stärke. Natürlich übe ich trotzdem Yoga, aber laufen geht noch nicht.
Kommt mir bekannt vor. Auch vor dem Grand Prix hatte ich wegen meiner Gallenblasenoperation eine lange Phase, wo ich zwar lief, aber langsam. Ich traute mir erst kurz vor Anmeldeschluss zu, den Lauf zu bestreiten.
Ich werde morgen mal testen, ob ich schon laufen kann. Das Wetter ist zum Glück etwas kühler.

Momentan sind wir teilweise ohne Auto mit den Hunden unterwegs, teilweise fahren wir einen Combi von Mobility. Eine tolle Erfindung! Ich war in den 90er Jahren aktiv daran beteiligt, Mobility ins Dorf zu bringen und mittlerweile gibt es drei Standorte in der Nähe.
Heute machte ich zu Fuss mit Lola und Lucy (um Vida kümmerte sich Patrick) einen langen Spaziergang in den Wald gegenüber von uns. Irgendjemand hat mal gesagt, dass es in diesem Wald keine Rehe gäbe. Somit wäre es der perfekte Wald. Aber wie komme ich im Normalfall dorthin?  Mit drei Jägerinnen durch Katzengebiet zu laufen ist zu stressig und ich weiss nicht, wo ich mit dem Auto parkieren könnte. Kaum waren wir im Wald, kam eine Frau mit zwei Hunden daher, einem grossen weissen Pudel und einem 16-jährigen Border-Labrador-und-sonst-noch-was-Mischung und sie begann gleich, mit mir zu reden und wir liefen ein Stück gemeinsam. So ist es auch im Mannenberg, da hats fast immer Leute mit Hunden, mit denen wir sozialisieren können.
Der Sommer war toll, ich war echt oft im Fluss mich abkühlen, habe spannende Bücher in der Hängematte gelesen, jeden Tag eine Stunde oder mehr Yoga geübt und ein bisschen in der Praxis gearbeitet. Mehr will ich gar nicht vom Leben. Es könnte ewig so weitergehen.

Aber alles ist endlich hier auf dieser Welt. Vielleicht ist es auch gut, dass der Arbeitsalltag wieder beginnt, denn nächsten Samstag findet endlich der Hundekurs wieder statt. Da gibt es eine Hundefrau, die hat es so nötig!
Die Fotos sind von gestern Mittag (Mobility!) und zeigen eine recht mutige Vida, die noch nie so tief im Wasser stand, aber auch die kleine Angsthäsin Lola, die sich nicht ins Wasser getraute. Nur Lucy springt immer gerne hinein um Stöckchen zu fischen. Wenn sie sich nicht gerade auf Abfallsuche befindet!

Freitag, 2. August 2013

Papua-Neuguinea

"Wir sind nicht auf dieser Welt, um es den andern einfach zu machen", so ein Satz aus der humanistischen Psychologie. Wir dürfen Ecken und Kanten haben. Das passt total auf Lucy: Sie ist nicht auf dieser Welt, um mir mein Leben zu vereinfachen.
Wir haben mal wieder den 1. August überlebt - es knallte weniger als auch schon, aber es genügte, dass Lucy seit einiger Zeit wieder recht schwierig ist. Spürt sie das oder verknüpft sie Knallerei mit Hitze? Keine Ahnung. Sie ist blockiert, ich kann wieder nur nach rechts Spaziergänge machen und an vielen unseren gängigen Orten bleibt sie lieber im Auto. Ausser an der Aare auf der rechten Seite. Deshalb bin ich oft dort anzutreffen. Dort gibt es super Plätze, wo die Hunde schwimmen können, denn das liebt Lucy über alles.
Aber als wir einmal mit allen drei Hunden schwimmen wollten, wich nur Lola nicht von unserer Seite. Lucy ging lieber jagen und Vida Essensreste suchen.

Aber Lucy wäre der perfekte Hund in Papua-Neuguinea! Dirk hat mir den Dokumentarfilm "Wie Hunde die Welt verändern" vom Fernsehen aufgenommen. Die Jäger in Papua-Neuguinea jagen mit Hunden, Lucy-ähnlichen Wesen, die super sind im Tiere aufspüren. Wie Lucy. Sie lebt offensichtlich am falschen Ort, denn wir schätzen ihre Jagdkünste nicht.
Border Collies kommen im Film auch vor und ich merke, dass ich eigentlich Border Collie Fan bin, denn Lola, auch wenn sie ein paar Macken hat, ist eigentlich ein perfekter Hund. Mein nächster Hund wird wieder ein Border Collie oder eine Mischung sein. Einfach nichts mit Jagdhund, denn Lola hat noch Münsterländer in sich, aber sie ist bei weitem nicht so begabt wie Lucy.

Einen tollen Sommer haben wir dieses Jahr, ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich im Fluss schwimmen war. Aber, so sagte eine Frau heute im Wald, diesen Sommer hätten wir verdient nach dem schrecklichen Winter und dem schlimmen Frühling. Genau. Und noch ist kein Ende abzusehen!