Donnerstag, 25. Juli 2013

Badekultur

Uh, schon sehr lange nichts mehr geschrieben! Dabei bin ich ja da und nicht weg. Aber irgendwie bin ich schon rausgeworfen aus meinem normalen Alltag, denn ich habe keine Kurse und keine Schule, nur in die Praxis gehe ich ein paar mal pro Woche. Aber auch da läuft nicht so viel. Und es stört mich nicht! Ich mache jeden Morgen eine Stunde Yoga und geh etwa jeden zweiten Tag im Fluss schwimmen. Heute, als ich im Lorrainebad ankam, war die Temperatur des Wasser mit 21° angeschrieben, als ich um 5 Uhr ging, waren es schon 22°!
Es ist so unbeschreiblich schön, sich von der Aare den Weg, den man vorher gegangen ist, runter treiben zu lassen. Ich denke, die sommerliche Badekultur in Bern sucht ihresgleichen, das gibts wohl nicht so häufig auf dieser Welt. Als ich als junge Studentin aus der Innerschweiz (ja, Baden im Vierwaldstättersee ist auch schön, aber doch nicht dasselbe) nach Bern kam, war es das Marzili, das mich schon im ersten Sommer an diese Stadt kettete. Erstens verlangen die Bäder keinen Eintritt und zweitens ist Schwimmen im kühlen Fluss aufregend! Leider kann ich mich an meine erste Begegnung mit dem Fluss nicht erinnern, ich weiss nur, dass ich anfangs öfter einen Fuss oder ein Bein an einem Stein anschlug. Mittlerweile passiert mir das nicht mehr, ich weiss, dass ich, sobald ich mich ins Wasser geworfen habe, schnell in die Mitte schwimmen muss und wenn ich zum Rand schwimme, um auszusteigen, meine Beine hoch nehmen muss.
Vorgestern schwamm ich vom Eichholz runter ins Marzili. Patrick kam auch mit ins Marzili, aber da er vor 4 Jahren eine Kälteallergie entwickelte (und nach dem Schwimmen in der Aare ohnmächtig geworden war), hält er es nicht lange im kühlen Wasser aus. So bin ich mehrheitlich alleine unterwegs. Das Lorrainebad gefällt ihm nicht. Das wird von Studenten und Menschen, die etwas alternativ sind, frequentiert. Doch was heisst da alternativ! Das Essensangebot kann es nicht sein: Kalbs- oder Schweinsbratwurst, Rindshamburger, Chicken Nuggets. Ich frage mich, weshalb es an den meisten öffentlichen Orten in der Schweiz nur solches Essen gibt. Ich weiss aber auch, dass ich nicht die einzige bin, die sich das fragt, haben doch Leute sowohl auf dem Weg zum Lorrainebad als auch zum Marzili mit weisser Farbe Zahlen geschrieben: rechts steht die Lebenserwartung, links das Schlachtalter von den Tieren, die hierzulande gegessen werden. Ein Rind wird zum Beispiel mit 12 Monaten geschlachtet, während es 25 Jahre leben könnte bis zu seinem natürlichen Tod. Eine Kuh, die Milch gibt und aus diesem Grunde immer wieder schwanger gemacht wird (die meisten männlichen Kälber werden gleich nach der Geburt getötet, habe ich gelesen, weil man die "nicht brauchen kann") wird mit 4 bis 5 Jahren geschlachtet. Ein Huhn wird mit etwa 10 Wochen geschlachtet, dabei könnte es 12 Jahre alt werden. Welche Verschwendung. Welches Leid.
Aber erstes Gebot des Buches Buddhistische Psychotherapie von Matthias Ennenbach, das ich am Lesen bin, ist: Mache es nicht noch schlimmer. Also nehme ich das alles wahr, aber ich befreie mich inmitten meiner erdrückenden Gedanken und inmitten meiner Trauer über die Gleichgültigkeit der Menschen, denn ich kann die Welt nicht retten. Ich kann nur mich selber retten.
Noch etwas hielt mich vom Bloggen ab, und deshalb blogge ich wieder, denn ich guckte gestern die letzte Episode von Borgen. In den vergangenen vier Wochen schaute ich jeden Abend, wenn ich Zeit hatte, eine der 20 Episoden (2 Staffeln) und fieberte mit, wie Brigitte Nyborg als erste weibliche Premierministerin von Dänemark ihren Job machte. Ich liebe politische Serien! Oder juristische. Hier kurz meine Lieblingsserien: Borgen, The Good Wife, Homeland, Danni Lowinski. Ich habe viele andere auch angefangen, aber nie durchgehalten, wie Desperate Housewives, Gray's Anatomy oder True Blood. Halt weder politisch noch juristisch. Borgens 3. Staffel wird im Januar von BBC gezeigt mit Untertiteln, dann kann ich die wieder runterladen. Dänisch finde ich eine coole Sprache!
Und gerannt bin ich kaum in letzter Zeit, viel zu heiss. Sobald es kühler wird, beginne ich mit dem Halbmarathon-Training, denn morgen in 3 Monaten findet der Luzerner Halbmarathon statt!

Sonntag, 14. Juli 2013

Prinzessin

Ein perfektes Wochenende: Meine Familie ist im Turtmanntal und ich hüte die Hunde. Das heisst gestern und heute laufen und gestern Nachmittag ins Lorrainebad mit dem Fahrrad. Ich habe sogar einen neuen schnelleren Weg dorthin gefunden, denn ich bin beim Nachhausefahren einer Frau gefolgt und habe es gemacht wie sie: Einen Teil der Steigung verbrachten mein Velo und ich in einem Lift!
Zeit für Yoga und die Hängematte und Zeit mir was Feines zu kochen (siehe Bilder: Dosas mit Gemüse auf indische Art und Gurkenraita. Leider vergass ich die Shiitake, die fand ich beim Küche Aufräumen in einer Pfanne und verzehrte sie halt als Nachtisch.) Das Gemüse bereite ich folgendermassen zu, ist wie immer, wenn ich was koche, schnell gemacht: Irgendwelches Gemüse und einen Apfel oder einen Pfirsich waschen und in Stücke schneiden, in nativem Kokosfett dämpfen, eventuell etwas Wasser hinzufügen, 1 bis 2 zerdrückte Knoblauchzehen, etwas Salz, einen halben Teelöffel Kurkuma, einen Teelöffel Senfsamen und ein wenig Chilipulver. So einfach und so gut. Die Idee habe ich aus dem neusten amerikanischen Yoga Journal. Auch das Gurkenraita braucht nur 4 Zutaten: Sojajoghurt, klein geschnittene Gurkenstücke, etwas Salz und einen halben Teelöffel Cumin.


Vida nahm ich aber nicht mit zum Laufen, es ist ihr viel zu heiss. Ausserdem ist sie eine richtige Prinzessin geworden. Ich entdeckte vor einigen Tagen eine kleine Zecke an ihrem Bauch und versuchte, die mit der Zeckenzange mit einer Drehbewegung rauszuziehen. Irgendwie muss ich ein Haar erwischt haben, denn sie quietschte plötzlich laut und sah mich sehr vorwurfsvoll an.

Also liess ich es sein, bis vorgestern, da probierte ich, als Vida auf dem Rücken lag, die ziemlich dicke Zecke mit der Hand wegzudrehen, aber Vida quietschte noch lauter. Also konnte ich wieder nichts machen. Und es kam, wie es kommen musste: Ich trat gestern versehentlich auf das mit Blut vollgesogene Tier, das sich satt und glücklich von Vidas Bauch gelöst hatte und merkte es natürlich erst, als ich überall Blutspuren am Boden entdeckte. Und an der Sohle meiner Adidas Sandalen. Euw!
Wie die Prinzessin auf der Erbse aus den Märchen der Brüder Grimm ist Vida sehr empfindlich geworden.

Aber nicht nur das, wir müssen neuerdings höllisch aufpassen, dass wir sie auf den Spaziergängen nicht verlieren. Sie nimmt sich Zeit, schnüffelt überall rum, geht Brätlistellen suchen, findet Essbares, lässt sich nicht mehr hetzen. Was ja eigentlich nicht schlecht ist. Aber sie ist nicht unser einziger Hund und oft haben wir nicht soviel Zeit wie sie. Sie ist ja erst 11 1/2 Jahre alt, also eigentlich noch nicht so alt. Fit ist sie immer noch, tanzt freudig rum, wenn wir uns für einen Spaziergang bereit machen. Aber sind wir mal draussen, eben, Bummelzug.

Mittwoch, 10. Juli 2013

500 vegan dishes

Kein Lauf heute, dafür mit dem Fahrrad ins Marzili, bei 18° die Aare runter schwimmen und danach in der neu eröffneten Gelateria di Berna ein Mango- und Ananas mit Basilikum- Sorbet geniessen - auch nicht schlecht.
Keine Kurse und eigentlich viel Zeit, aber da ich zwei Wochenenden mit Yoga-Ausbildung verbrachte, blieb viel liegen, das ich jetzt erledigen möchte. Generell komme ich erst in den Ferien dazu, mal genauer aufzuräumen und gründlicher zu putzen. Das tu ich ganz gerne, denn wegwerfen befreit und schafft Platz für Neues!

Ich lese zur Zeit Buddhistische Psychotherapie - Ein Leitfaden für heilsame Veränderungen von Matthias Ennenbach. Vermehrt möchte ich buddhistische Verfahren in meine Arbeit einfliessen lassen. Ein Zitat von ihm: Wir befreien uns nicht von unseren Emotionen, sondern inmitten von unseren Emotionen.
Patrick war vor einer Woche drei Tage in Brighton und danach zwei Tage in London und schwärmte von dieser Stadt, als ich ihn im Flughafen Belpmoos abholte. Er fotografierte spannende Stadtteile in London wie die Brick Lane und South Bank und viele Graffitis und extra für mich einen Laden in Brighton: Vegetarian Shoes.

Ich hab London schon immer gemocht, kriegte ich dort vor vielen Jahren das erste Mal in meinem Leben vegetarisches vollwertiges Essen in einem Restaurant, das es aber mittlerweile nicht mehr gibt und dessen Namen ich leider vergessen habe (Banks?). Jetzt scheint es viele vegane Möglichkeiten zu geben. Das wäre meine Stadt!

Patrick brachte mir vier Zeitschriften mit, zwei Yoga Zeitschriften und Zest und Natural Health und ein  Kochbuch von Deborah Gray: 500 vegan dishes. Ein kleines handliches und anwenderfreundliches Kochbuch, denn es hat viele machbare orientalische und indische Rezepte drin mit unzähligen Variationen. Vergangenen Samstag kochte er daraus saffron rice, quick green vegetable curry und caramelised onion packets.


So lecker (siehe Bilder) und zum Glück so reichlich, dass ich drei Tage lang davon essen konnte!


Mittwoch, 3. Juli 2013

Freier Wille

Heute liefen wir nur 4 km, dafür in starkem Regen. Aber da der Sommer doch irgendwie angekommen ist, war das kein Problem. Gestern gab es nur einen längeren Spaziergang am Fluss- zu spät hatte ich daran gedacht, meine Badesachen mitzunehmen. Es gibt Leute, die springen irgendwo in den Fluss. Das hätte ich auch tun können, denn es war heiss. Aber mein Kopf ist zu voll, denn ich bin alleine für die Hunde verantwortlich, da Patrick in England ist. Heute Abend kommt er zurück. Viermal pro Tag einen Spaziergang, morgens vor der Arbeit, am Mittag wieder, um die 5 Uhr nachmittags noch einen und den letzten Spaziergang vor dem Schlafengehen - gosh, ist das anstrengend.
Am Wochenende war ich an der Yoga-Ausbildung in Basel, da wechselten sich Moana und Moritz ab mit dem Hundehüten. Nächstes Wochenende nochmals Basel, aber dann ist ja Patrick wieder da. Und dann endlich weniger arbeiten und mehr lesen. Ich habe doch zugesagt, noch eine Klasse an der Schule zu übernehmen. Das zusätzliche Geld stecke ich in Bücher und Thaimassagen!!!
Zurzeit lese ich Proof of Heaven von Eben Alexander, dem amerikanischen Neurochirurgen, der 5 Tage lang in ein Koma gefallen war, weil er eine bakterielle Meningitis hatte und von den Ärzten schon aufgegeben worden war. Was er erlebte, er, der als Neurochirurg zwar immer wieder solche Nahtoderfahrungs-Geschichten von seinen Patienten hörte, aber diese als Hirngespinst abtat - überwältigte ihn so fest, dass er darüber ein Buch schrieb.
Ich habe mir schon als Kind über den Tod und das, was kommen könnte, Gedanken gemacht. Viele Menschen interessiert das nicht. Mich schon. Ich habe nämlich zwei Erlebnisse, die in diese Richtung gehen. Das erste Mal muss ich vielleicht 3 oder 4 Jahre alt gewesen sein - da sah ich, wie ein Engel durch das Zimmer, das ich mit meinem Bruder teilte, hinüber ging ins Zimmer, wo meine kleine Schwester lag. Das Erlebnis war so stark, ich habs nie vergessen. Das zweite Mal lag ich nach einem Unfall mit meinem Velosolex bewusstlos auf dem Boden. Leute, die mich fanden, legten mich auf eine Treppe und alarmierten den Notarzt. Während dieser etwa 30-minütigen Bewusstlosigkeit befand ich mich auf einer Blumenwiese. Die Farben waren so stark und ich sah mich dort stehen, inmitten von Blumen.
Ok, nicht Nahtod, trotzdem speziell. Was mich aber am meisten am Buch von Eben Alexander fasziniert ist der Gedanke, dass wir alle eins sind. Das ist ja eine alte Idee aus der Yoga-Philosophie: WE ARE ALL ONE. Jedes Objekt im physischen Universum ist mit jedem anderen Objekt verbunden. Wir meinen immer, die Dinge sind getrennt. Falsch. Das hat übrigens Heisenberg schon 1920 nachgewiesen. Aber Eben Alexander nahm dies genauso wahr, als er durch die verschiedenen Ebenen jenseits dieser Welt ging.
Das Buch ist nicht nur spannend, es macht Hoffnung, dass wir, nachdem wir uns von der Erde gelöst haben, in die anderen Universen weitergehen, wo wir Akzeptanz und Liebe antreffen. Das, was hier auf der Erde manchmal so schwer zu finden ist.
Warum gibt es das Böse? Eben Alexander stellte auch diese Frage, die mich auch beschäftigt. Antwort: Wir haben einerseits den freien Willen und wir sollen wachsen auf dieser Welt.

Ja, das ist der Sinn dieses Lebens. Dass wir gute Menschen werden, die selber von Liebe und Akzeptanz durchdrungen sind.
Alles andere ist unwichtig.