Montag, 26. Dezember 2011

Feedback

Das alte Jahr neigt sich zu Ende. Ausserdem ist dies mein 200ster Blog, deshalb dachte ich, ich lass mir mal ein Feedback von meinen Hunden geben. Wir werden ja alle immer wieder gefeedbacked und müssen andere bewerten. Jetzt dürfen auch mal LolaVidaLucy. Ich habe speziell einen Fragebogen ausgearbeitet, der auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, gestern verteilt und heute eingezogen. Dies ist das Ergebnis:
Lola
Also mir gefällt es eigentlich ganz gut in dieser Familie, es hat einfach ein paar Hunde zu viel. Ich wäre ja so gerne Einzelhund. Und manchmal verstehe ich die beiden Windhunde nicht. Die klauten zum Beispiel heute morgen die restlichen Weihnachtskekse, die noch zusammen mit Schokoladekugeln in Cellophantüten steckten, vom Tisch und assen alles auf. Nein, die Tüten nicht, und auch nicht die Schokoverpackung. Die sind so gefrässig, die beiden, verstehe ich nicht. Mit Vida komme ich ganz gut aus, und auch Lucy mag ich eigentlich, aber manchmal sucht die einfach Streit, wenn sie mir meinen Platz unter dem Esstisch wegnimmt. Gewisse andere Hunde mag ich nicht so, denen muss ich halt immer wieder zeigen, wer die Waldchefin ist. Und es stört mich, wenn Lucy mit andern Hunden spielen will. Entweder spielt sie mit mir oder gar nicht! Aber sonst ist alles ok. 
Vida
Ich bin ganz zufrieden, denn diese Familie hat vier Sofas!!! Das einzige Negative: Ich krieg zu wenig zu essen!! Deshalb muss ich mir halt nehmen, was rumliegt, oft habe ich Glück und finde auch Brot im Wald. Also ich esse alles, bin da gar nicht schwierig. Zur Zeit ist es angenehm kühl draussen, aber wenn meine Familie den Ofen einfeuert, dann muss ich auf ein anderes Sofa weit weg vom Ofen wechseln, ich mag Wärme gar nicht.
Ich komme mit allen Hunden klar und Angst habe ich vor nichts und niemandem, die andern beiden sind eher Angsthasen. Gewitter und Feuerwerk - wo ist da das Problem? Ich gehe jedem Streit aus dem Weg.
Ich freue mich immer sehr, wenn ich raus darf, aber dass wir dann manchmal stundenlang im Wald rumirren, das verstehe ich nicht. So eine halbe Stunde genügt völlig!
Lucy
Super, diese rennbegeisterte Familie! Von mir aus könnten wir noch öfters weit rennen gehen, ich bewege mich so gerne. Und mein Körbchen mag ich auch, dorthin flüchte ich mich, wenn es draussen laut donnert. Aber auch nachts bin ich gerne drin, dort fühle ich mich geborgen. Und mir gefällt es, dass ich Teil eines Rudels bin, wäre gerne Chefin, aber da werde ich leider von niemandem unterstützt. Auch etwas anderes finde ich nicht gut: Ich möchte mehr Fleisch! Dieses ewige vegetarische Essen mag ich nicht, das Trockenfutter am Morgen kann ich nur runterwürgen, wenn es reichlich von Naturjoghurt bedeckt ist. Ich beobachte immer genau, was die andern beiden kriegen. Vida ist ziemlich langsam beim Knöchelikauen (Tierhaut! Mmm!), wenn ich kann, nehme ich ihr dies weg. Leider werde ich in den Eingangsraum gesperrt, muss alleine essen. Und dass ich in den Hundekurs muss, finde ich auch nicht so toll. Weshalb muss hund in die Schule? Ich würde lieber im Wald Spuren suchen gehen oder mit andern Hunden spielen! 

Ja, das habe ich heute von meinen drei Hündinnen erfahren. Keine scheint 100% zufrieden zu sein, aber mehrheitlich finden sie das Leben mit uns ganz gut.
Da machen wir doch auch nächstes Jahr so weiter!

Montag, 19. Dezember 2011

Schnee vor den Augen

Burn-out scheint ein dankbares Thema zu sein, sogar das neuste Yoga aktuell widmet dem Ausgebranntsein ein ganzes Dossier. Ich hab noch nicht alles gelesen - wann denn - aber einen persönlichen Bericht einer Yogalehrerin schaffte ich am Samstagmorgen im Zug nach Basel (an meine Yogalehrerinnen-Ausbildung). Ja, offensichtlich können auch Yogalehrerinnen ausbrennen. Wahrscheinlich kann es uns alle irgendwann treffen, denn, so wie ich langsam begreife, ist nicht ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal dafür verantwortlich. Vielmehr sind es Mobiltelefone, E-Mails, Facebook und Xing, die uns ununterbrochen beschäftigen, denn wir alle wollen ja nichts verpassen. Es könnte ja wichtig sein! Deshalb sind wir ständig erreichbar, werden zu "Sklaven unserer iPhones und Laptops".
Wieso eigentlich? Unser Lebenstempo habe sich in den letzten 200 Jahren verdoppelt, obwohl die registrierte Gesamtarbeitszeit sinke, fühlten sich immer mehr Menschen permanent unter Termindruck, Entscheidungsstress und Zeitnot, schreibt die Autorin weiter. Fast die Hälfte der Deutschen sagte in einer Untersuchung, sie litten unter chronischer Zeitknappheit. Von vielen werde dies sogar als extreme psychische Belastung wahrgenommen.

Die Autorin wachte eines Morgens auf und alles, was sie sah, war Schnee vor den Augen. Sie hatte keinen Zusammenbruch sondern so etwas wie visuellen Tinnitus. Weil die Symptome nicht verschwanden, musste sie eine Auszeit von einigen Monaten nehmen, ging stundenlang spazieren und fühlte sich langsam wieder eins mit der Natur.

Burn-out gelte als deutsches Phänomen, lese ich weiter. Nirgendwo sonst werde den Menschen ein solches Leistungsdenken, bestehend aus Pflichten, Leistung und Einhaltung von Disziplin, mit in die Wiege gelegt.
Ich würde mal sagen, wir Menschen in der Schweiz tragen ein ähnliches Schicksal. Auch hierzulande hat Leistung einen hohen Wert.

Weil wir Teil unserer Gesellschaft und unserer Kultur sind, können wir uns all dem nur schwer entziehen.
Ich selber checke meine Mails nur ein- bis zweimal pro Tag und selten Abends. Facebook und Xing interessieren mich nicht. Ausserdem habe ich angefangen, mein Handy auf lautlos zu lassen, wenn ich nach Hause komme. Abends möchte ich loslassen können, abends ist Ich-Zeit. Und auch ein bisschen Hundezeit.
Aber trotzdem leide ich unter Zeitknappheit, empfinde ich mein Leben als zu voll.
Heute kam ich spät nach Hause und wir mussten im Dunkeln in den Wald. Aber so dunkel war der gar nicht, Schnee sei Dank!

Sonntag, 11. Dezember 2011

Spiel

Sonntagmorgen. Ich möchte wieder einen Tag ohne Fremdbestimmung verbringen. Nur ein bisschen rennen gehen - und bloggen.

Burn-out beschäftigt mich immer noch. Erstens leiden viele Menschen, die meine psychologische Praxis aufsuchen, an dieser "Erschöpfungsdepression", zweitens kenn ich es selber aus der Zeit, als ich als Lehrerin zu viel arbeitete. In DIE ZEIT ONLINE finde ich einen spannenden Artikel über unsere YES-WE-CAN-Gesellschaft : Wir können eben nicht mehr. Bis um Mitternacht E-Mails beantworten, im Urlaub ans Telefon gehen, auf dem Spielplatz die Börsenkurse checken.
Die Frage werde falsch gestellt, Burn-out sei nicht eine Volkskrankheit wie Fusspilz oder Paradontose, die mit der richtigen Therapie verschwindet. "Entspann dich" reiche nicht, denn das Problem sei ein Systemisches.
Fachleute entwerfen Typlogien von Menschen, die besonders anfällig seien -  aber, huch, das seien wir doch alle! Burn-out sei nicht eine Krise des Arbeiters sondern ein Symptom unserer Arbeit.

Was lässt sich da tun? DIE ZEIT schweigt hier.

Vielleicht sollten wir uns weniger über Arbeit definieren. Wir sollten eher uns selber darin verstärken, dass wir gut sind, so wie wir sind, ob wir Arbeit haben oder arbeitslos sind. Wir sind mehr als nur ArbeiterInnen!
Wir sind auch mehr als unsere verschiedenen Rollen, die wir spielen.
Wir sind.
Teil unserer Welt, Teil unserer Natur, wir sind lebendig. Wir sind.
Alles andere ist nichts als ein Spiel.
Und - weniger Freude an teuren Autos, riesigen Bildschirmen und anderen Statussymbolen. Den Status, dass wir wertvoll sind, sollten wir in uns selber finden. Dort kann ihn auch keiner uns wegnehmen!

Sonntag, 4. Dezember 2011

Kontemplation

Spannender Artikel in DIE ZEIT: Wie der soziale Wandel, die Medien und unser Anspruchsdenken zur kollektiven Erschöpfung führen. Provokativ stand der Titel "Noch jemand ohne Burn-out?"  auf der Frontseite der Zeitung. Als ich am Freitag an einem Kiosk vorbeikam, konnte ich dem Kauf des Blattes nicht widerstehen.
Kurzfassung: Wir haben alle zu viel Adrenalin in uns, können nicht mehr richtig abschalten, multitasken auch noch am Feierabend (wie ich jetzt: Tee trinken, Kuchen essen und bloggen! Den Kuchen hab ich übrigens selbst gebacken, Ciambellone mit Olivenöl und Eiersatz, gut gelungen!).
Wie könnte mensch das Adrenalin abbauen? Genau: nur durch Bewegung. Aber das tun die meisten eben nicht, sondern sie kleben vor dem TV oder PC.
Noch ein anderer Vorschlag gibt der Münchner Verhaltenstherapeut Nico Niedermeier: Mehr Kontemplation! Lustiges Wort, das sich bisher nicht in meinem aktiven Wortschatz befunden hat. Kontemplation oder beschauliche Betrachtung. Wer nimmt sich dazu denn die Zeit? Da habe ich das Glück, mein Leben mit Hunden zu teilen. Erstens verhelfen sie mir zu Bewegung (nur wegen Bilbo selig begann ich zu rennen!!), zweitens zu Kontemplation. Da ich jeden Tag mindestens einen Waldspaziergang mache, komme ich automatisch zu beschaulichen Betrachtungen der Bäume, Büsche, Vögel, Pilze und anderen Lebewesen. Die Luft ist so gut, dass ich immer bewusst tief atme. Meine Augen entspannen sich ob dem satten Grün der Tannen und des Mooses (da gibts wunderschöne grüne moosige Teile im Grauholzwald) und die Ruhe mit dem Vogelgezwitscher tut meiner Seele gut.
Heute verbrachte ich bewusst einen kontemplativen Tag: Keine Büroarbeiten am Morgen, rennen am Mittag, Siesta am Nachmittag und am Abend wieder einmal ins Hammam. Das liess mich nicht nur "einen Gang runterschalten"(nach Niedermeier), das waren wohl schon fünf Gänge. In einem Hammam darfst du nichts anderes tun als sitzen und immer wärmer und schlapper werden.
Perfekter Sonntag!