Samstag, 29. Mai 2010

Drama im Walde

Was würdest du machen, wenn du im Wald eine Frau bewusstlos am Boden liegen sähest und deren Schäferhund verwirrt andere Hunde anfallen würde? Diese Situation bot sich einigen Leuten heute vor einer Woche, am Grand Prix - Tag. Patrick war soeben mit den Hunden und dem Auto weggefahren, deshalb entging er dem Drama, das sich kurz darauf am Waldrand abspielte.
Unsere Hundetrainerin rettete sich und ihren Hund ins Auto. Eine andere Frau entdeckte die bewusstlose Frau und ging zu ihr. Eine andere Frau, eine Ärztin, kam mit ihrem schwarz-weissen Spaniel daher und wollte ebenfalls helfen. Da stürzte sich der Schäferhund auf den Spaniel und verbiss sich in ihn. Ein Angehöriger der bewusstlosen Frau, dem telefoniert wurde, konnte den Schäferhund zu sich rufen und die beiden Frauen fuhren mit dem sterbenden Spaniel ins Tierspital, wo nur noch sein Tod festgestellt werden konnte. Die bewusstlose Frau liegt immer noch im Spital, ins künstliche Koma versetzt, so dass der genaue Hergang uns allen unklar bleibt. Was ist das Fazit der ganzen Sache? Ich denke, die Hundetrainerin hat als einzige die Situation richtig einschätzen können. Zuerst muss in einem solchen Fall der Hund eingefangen und festgebunden werden, bevor der verletzten Person geholfen werden kann. Ich wäre nämlich wohl auch zur Frau gerannt und hätte helfen wollen. Und einer unserer Hunde hätte das Leben lassen müssen. Nicht auszudenken! Der Schäferhund hat jetzt übrigens Maulkorbpflicht.


Lucy ist heute sehr müde, war sie doch morgens wieder im Hundekurs. Wir starteten mit dem Sachkundenachweis-Kurs (was für ein Name!), der obligatorische Kurs für alle neuen Hunde. Ich unterrichtete heute Morgen meine letzte Pilatesstunde im Fitnessstudio, deshalb übernahm Patrick diesen ersten Morgen. Lucy, so erzählt er, habe nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, sie werde schnell müde. Beim Mittagsspaziergang war sie aber ziemlich fit und aufmerksam, wie das nebenstehende Bild zeigt, denn kurz vorher war ein Reh über den Weg gerannt. Aber am Nachmittag lag sie nur so rum. So angenehm! Sonst beginnt sie nämlich schon ab 3 Uhr nachmittags zu nerven, weil sie gelangweilt oder hungrig ist. Und es wäre so schön, sie würde auch morgens länger schlafen. Aber sie ist wie mein Vater: abends früh ins Bett und morgens früh aus den Federn. Mein Schlafrhythmus ist leider genau das Gegenteil: spät ins Bett und lange ausschlafen. Aber jeden Morgen um etwa 6 Uhr: Wuff!! Wirksamer als jeder Wecker!

Sonntag, 23. Mai 2010

Loslassen

Ein Sonntag heute ohne Rennen - komisch, aber gut. Meine Muskeln sind dabei, sich von den 16.1 km gestern zu erholen. Ich würde gerne schreiben, dass ich meine persönliche Zeit verbessert hätte. Aber nein, ich war sogar langsamer (etwa 1 Minute) als vor zwei Jahren! Dabei bin ich zur Zeit ziemlich fit. Vielleicht war ich gestern am Anfang zu schnell, denn nach etwa 10 km war irgendwie meine Energie weg und der Rest eine Plackerei. Trotzdem bin ich sehr stolz auf mich! Ich denke, der plötzliche Temperaturanstieg gestern war für meinen kältegewohnten Körper so überraschend, dass er nicht recht wusste, wie damit umzugehen.
Auch heute: heiss. Zu heiss für Lola und Vida. Beide legten sich beim Mittagsspaziergang in den Schatten, als ich meine Stretchingübungen machte. Ok, Lola war kurz vorher einem kleinen braunen Hasen nachgejagt. Lucy scheint hitzeresistent.


Lola führt sowieso ein stressigeres Leben als die andern beiden Hunde. Die nebenstehenden Bilder zeigen es deutlich: Alle drei Hunde am Schlafen. Einzig: Lola kann nicht so richtig loslassen. Sie fühlt sich als Rudelführerin und muss auf jede Situation vorbereitet sein. Dies belegt deutlich, dass sehr viel Stress selbstgebastelt ist. Das Leben kann nicht nur aus Schokolade bestehen (wär doch langweilig!), manchmal beisst man auf eine Nuss oder die Schokolade ist alle. Wie wir mit diesen Situationen umgehen, können aber wir bestimmen. Ich hab ein spannendes Buch fertiggelesen: Triffst du Buddha, töte ihn! von Andreas Altmann. Super Satz am Schluss von Meditationsmeister Goenka: Erwachsen sein heisst, die Verantwortung für dein Leben übernehmen und nicht andere verantwortlich machen, wenn etwas nicht so ist, wie du es gerne hättest. Und ich meditiere jetzt nachts, wenn ich Wachphasen habe: Ich konzentriere mich auf meine Nasenspitze und zähle mein Ein- und Ausatmen, bis ich bei zehn bin. Bei störenden Gedanken beginne ich jedesmal wieder bei eins. Das tut gut und ich schlafe sehr schnell wieder ein.
Nur - wie bringe ich Lola dazu, mehr loszulassen??

Sonntag, 16. Mai 2010

Vitaparcours

Heute wieder rennen im Grauholz. Dorthin gehe ich meistens, denn die Wege sind mehrheitlich flach -und es gibt einen Vitaparcours! Ich habe eine ganz bestimmte Strecke, fange bei Position 11 an und komme an unterschiedlichen Geräten vorbei. Einige lasse ich aus, wie das Metallstangengerüst - daran bin ich schon als Kind gescheitert. Aber eines gefällt mir besonders - siehe untenstehendes Bild.

Das Ding steht auch nicht bei einer Vitaparcoursstelle, sondern einfach so im Walde. Da stemme ich mich jedes Mal hinauf und keine Turnlehrerin verfolgt mein gymnastisches Üben mit strengem Blick. Wenn ich etwas vorturnen musste als Schülerin, misslang mir das meistens. Ich bin einfach nicht so gut in praktischen oder mündlichen Prüfungen, wie das Leben mir immer wieder bewies. Vielleicht liegt die Ursache eben in meinen frühen Erfahrungen mit strengen Turnlehrern??


Der viele Regen hat im Wald kleine Seen gebildet, zur grossen Freude der Hunde. Vor allem Lucy lässt keine Pfütze aus. Zuerst pinkelt sie hinein, dann trinkt sie das Wasser noch. Hat schon Gandhi getan. Nicht in Pfützen gepinkelt (jedenfalls weiss ich nichts davon), sondern seinen Urin getrunken. Soll gesund sein. Ich schau ja auch sehr auf meine Gesundheit, aber da trinke ich lieber ein Carpe Diem!
Lucy, unser Schweinchen, wälzte sich danach auch noch in einer toten flachen Maus. Ich hab sie nachher heftig gebürstet und hoffentlich das meiste wieder entfernen können. Auch da, finde ich, gibt es Besseres, wonach man riechen könnte. Eternity von Calvin Klein, zum Beispiel!

Donnerstag, 13. Mai 2010

Running light


Ich bin voll im Trend! Light-Produkte sind ja offensichtlich ein Riesengeschäft. Nun habe auch ich "light" entdeckt, wenn auch auf etwas andere Weise. Normalerweise renne ich ziemlich verkabelt: Polar Brustgurt, Uhr und Laufsensor (am Schuh), dazu mein iPod mit Kopfhörern. Gestern nun ging ich rennen, ohne irgendwas zu messen oder Musik zu hören. Nur mein Atmen war unüberhörbar und es störte mich überhaupt nicht. Es war ein tolles befreiendes Gefühl, einfach so zu rennen, nur ich und mein Rudel. Mein Atem war die Musik, rannte ich schnell, veränderte sich der Rhythmus, das Lied.

Als ich vor zehn Jahren anfing zu rennen, rannte ich natürlich ohne irgendwas. Nicht mal entsprechende Kleider oder Schuhe hatte ich. Einige Zeit später, Mobiltelefone waren gerade dabei, die Menschheit zu verändern, besass auch ich ein solches Klötzchen, womit man "nur" telefonieren konnte. Aber da gabs so ein kleines Zusatzgerät, auf das man etwa 12 Songs laden konnte. Ich wäre selber wohl nicht auf diese Idee gekommen, aber Cleos damaliger Freund Nnamdi, immer auf der Höhe, was die neuste Technik anbelangte, verkaufte es mir, weil es wohl schon veraltet war. (Ihm kaufte ich später ein katastrophal schwieriges Motorola-Handy ab, dessen Handbuch etwa so dick war wie ein Roman und es mich einige Hirnzellen brauchte, damit ich dieses Gerät einigermassen bedienen konnte!).
Jedenfalls rannte ich von diesem Zeitpunkt an mit Musik, einige Monate lang immer dieselben 12 Lieblingslieder, die ich dann bald nicht mehr hören konnte. Bis es MP4-Geräte gab, die mehr Speicherplatz hatten.
Ein Pulsmesser war auch nie meine Idee, aber Patrick, der mein Rennen offensichtlich spannend fand (es brauchte sieben Jahre, bis auch er zu rennen begann), schenkte mir eine Polaruhr mit Brustgurt zum Geburtstag. Damals rannte ich etwa seit drei Jahren und dieses Geschenk überforderte mich zu Beginn. Ich war aber bald sehr fasziniert von meinen Herzfrequenzen, steckt doch eine richtige Wissenschaftlerin in mir. Ich begann ein Heft zu führen, worin ich sämtliche Daten eines jeden Rennens hineinschrieb und so meine Fortschritte schwarz auf weiss hatte.
Und jetzt die Entdeckung, dass ich nichts davon brauche, dass es mich befreit, einfach so zu rennen. Running light. Nur ich, die Hunde und der Wald.

Samstag, 8. Mai 2010

Linkes Gehirn

In zwei Wochen ist der Grand Prix - und ich hab mein Training in den vergangenen zwei Wochen vernachlässigt. Schlechtes Wetter und den Kopf voll mit Pilates. Morgen werde ich wieder mal mehr als 10 Kilometer rennen gehen - ohne Hundis. Rennen tu ich mit ihnen sowieso zweimal pro Woche, aber nur etwa 6 Kilometer werdens dann. Das tun wir zum Spass, wir vier. Auch Vida liebt diese knappe Stunde im Wald. Nein, eigentlich ist es mehr als Spass, mein Rennen. Dieses monotone Fuss vor den Fuss setzen ist für mich was Meditieren ist für andere Menschen. Ich lasse meine Gedanken kommen und gehen, bin Aussenstehende, die das Geschwätz meines Gehirns aus Distanz betrachtet.

Ich habe soeben ein spannendes Buch über das Gehirn beendet, das aus der Sicht einer Gehirnspezialistin geschrieben wurde, die mit 37 einen Gehirnschlag in der linken Hälfte ihres Gehirns hatte ("My Stroke of Insight" von Jill Bolte Taylor). Ich erfuhr sehr viel über die beiden Gehirnhälften und deren unterschiedliche Verarbeitung von Informationen. Da ich ja mit meinem "Buddha werden in 5 Wochen"-Buch noch nicht fertig bin (bin also noch nicht Buddha!), interessierte mich der Teil besonders, wo Ms Bolte Taylor die Geschwätzigkeit und Fokussierung auf negative Gedanken der linken Gehirnhälfte beschreibt. Auch im Buddhismus gibt es Anleitungen, wie man sich von diesen nie endenden Gedanken befreien kann. Wer ist nicht schon nachts wachgelegen und wäre gerne wieder eingeschlafen, wenn nur diese negativen Gedanken aufgehört hätten, laut und stark in unserem Kopf zu kreisen! Ich hatte schon Nächte, da probierte meine linke Gehirnhälfte mir irgendein Problem zu suggerieren, da aktuell alles gut lief in meinem Leben. Das ging dann etwa so: Du hast vergessen, die Rechnung zu bezahlen! Jetzt wirst du eine Mahnung kriegen! Du hast ein grosses Problem!! Du hast vergessen, die Rechnung.....undsoweiter. Ich bin seit einer Weile so weit, dass ich nicht mehr alles akzeptiere, was mir meine linke Gehirnhälfte täglich und auch nachts so auftischt. Braucht manchmal etwas Energie. Aber wenn ich renne, gelingt mir das mit links! Deswegen renne ich. Nachher ist mein Kopf klar und es geht mir gut.
Aber der Grand Prix, das ist was anderes. Da war ich einfach die letzten beiden Male so ungeheuerlich stolz auf mich - auf diese Gefühl freue ich mich!
Gestern musste ich mit Vida zum Tierarzt - sie hatte solche Angst, dass sie zitterte wie Espenlaub und meine Goodies verschmähte. Sie muss sich vor einigen Tagen ihre Wolfskralle links abgerissen haben und die Stelle hat sich entzündet. Sie bekam ein Antibiotika gespritzt und braucht jetzt einen Verband mit einer fettigen Salbe (siehe Foto rechts), damit sich die Entzündung löst, und Antibiotikatabletten für 2 Wochen. Am Schluss war auch sie stolz, dass sies überstanden hatte und nahm gerne Goodies vom Tierarzt. Dann statteten wir Qualipet einen kurzen Besuch ab um vegetarische Knabberstangen zu kaufen und Vida bekam von der Kassiererin nochmals ein Goodie. Ein gutes Gefühl, stolz auf sich zu sein!

Sonntag, 2. Mai 2010

Rennen im Regen

So sehen die Hunde aus nach einer Stunde rennen im Regen an diesem bleiverhangenen Sonntag. Ein Tropenregen wars nicht, sondern ein typisch schweizerisches Nieseln, das nass macht bis auf die Haut. Vida hatte mehr Energie als in den vergangenen Wochen, obwohl auch sie Regen nicht mag. Meinem Heuschnupfen gefiel der Regen auch nicht, er zog sich beleidigt zurück. Die beiden Windhunde besitzen ein praktisches schmutzabweisendes Fell, während Lolas Fell jeden Dreck, jedes Ästchen speichert um es dann zu Hause auf dem hellen Plattenboden oder dem genauso hellen Sofa wieder loszulassen. Auf dem Parkplatz tauchte ein Mann auf mit zwei
kleinen Kindern und einem jungen ungestümen Golden Retriever, die Kapuzen hatten sie tief ins Gesicht gezogen (ohne Hund). Der Hund sei an der Leine, erzählte er, denn Lucy hätte so gern mit ihm gespielt, weil der nur seiner Frau gehorche und er keine Lust habe, ihm durch den Wald nachzurennen. Die beiden Kinder waren gar nicht hundescheu - das Mädchen wollte Vida streicheln, nachdem sie gefragt hatte, wie alt sie sei. Aber Vida fand dies keine gute Idee, legte die Ohren nieder und trat einige Schritte zurück. Nun wollte der Junge Lucy streicheln, was die sich gefallen liess.

Ich finde das ein ermutigendes Erlebnis, denn Lucy traut Kindern prinzipiell nicht und rennt weg, wenn sie welche erspäht. Da war Lola leider anders: Auch sie traute Kindern nicht, hat sich aber zum Glück an diese kleinen unberechenbaren Menschen gewöhnt. Aber als junger Hund hatten wir einige, zu viele, unangenehme Erlebnisse in dieser Richtung. Sie jagte rennenden Kindern nach und bellte sie an. Ich hab nicht gezählt, wie oft ich von einem Vater oder einer Mutter zurechtgewiesen wurde, ich hätte meinen Hund nicht im Griff. Es war ja nicht falsch, aber wie soll sich ein Hund aus dem Tierheim an kleine Kinder gewöhnen, wenn frau selber keine mehr hat? Da lobte ich mir die Kindergärtnerinnen, denen war es ziemlich egal, wenn Lola wieder mal ein Kind anbellte. Ich finds ja prinzipiell super, wenn der Kindergarten im Wald stattfindet, und durch die vielen Begegnungen hat Lola irgendwann gemerkt, dass kleine Kinder zwar viel Lärm machen, aber ansonsten harmlos sind.


Lola ist zur Zeit nicht so gut drauf. Gestern habe sie sich im Wald auf einen Hund gestürzt und ihn am Auge verletzt, erzählte Patrick. Und auch beim heutigen Morgenspaziergang sei sie recht wütend auf einen kleinen Hund gewesen. Ich vermute, sie ist zwar immer noch leicht gestresst wegen Lucy, aber sie könnte einfach auch nur hungrig sein. Wir alle werden ziemlich cranky, wenn wir einen niedrigen Blutzuckerspiegel haben. Ich gebe Lola seit einiger Zeit nur etwa einen Drittel der Futtermenge, die die andern beiden Hunde kriegen. Wahrscheinlich ist dies zu wenig. Von heute an bekommt sie mehr, mal schauen, ob sie nun besser gelaunt ist!