Mittwoch, 26. September 2012

Nicht-Tun


Halb acht heute Morgen: Es klingelte, was ich nicht hörte, aber die Hunde fielen in ein lautes Gebell. Da wird man schnell wach! Thula wartete vor der Haustür mit Ilona, denn ich hatte vergessen, die Türe offen zu lassen. Ich wankte danach jedenfalls wieder ins Bett und startete mein Aufwachritual: Zuerst einige Minuten auf meinem iPod chinesische Dialoge hören und in Happy Baby Pose gehen, dann die Mails checken, auf dem Bauch liegend Kopf zur Seite, um meinen Nacken zu dehnen. Das Moskitonetz zur Seite schieben, aufstehen, beim Fenster den Rollladen rauf tun, das Fenster öffnen, tief atmen und mit den Zehenspitzen auf dem Absatz, der sich dort unerklärlicherweise befindet, aber sehr praktisch ist, meine Waden dehnen. Fenster schliessen und den Sonnengruss beginnen. Jede Seite einmal, dann kommt ein kurzer Kriegerflow. Erst dann bin ich bereit, mich der Welt und ihren Lebewesen zu stellen.

Gestern rannten wir zu sechst (Patrick) schnell der Aare entlang, mein Wettkampftempo. Deshalb war ich heute wohl noch nicht wach um halb acht, denn ich war mal mitten in der Nacht erwacht, weil mir die Seitenmuskeln des linken Knies weh taten. Gegen Morgen schmerzte mich der hintere Oberschenkelmuskel rechts. Zum Glück bin ich Yogalehrerin, deshalb weiss ich genau, welche Asanas ich brauche, Die zwei besten zur Zeit: Gomukhasana und Parivrtta Trikonasana, denn wahrscheinlich sind es der Piriformi und das Iloitibial Band, die verkürzt sind durch das Laufen. Laufen und Yoga sind perfekte Partner!

Ich beschäftige mich seit einer Weile intensiv mit Achtsamkeit, lese und mache die Übungen aus Das Achtsamkeitsübungsbuch von Halko Weiss, Michael E. Harrer und Thomas Dietz.
Jon Kabat-Zinn, der Begründer der Stress Reduction Clinic in Massachusetts, sagt über Nicht-Tun: "Nicht-Tun bedeutet einfach, die Dinge sein zu lassen und ihnen gestatten, sich auf ihre Weise zu entfalten." Sehr hilfreich, dieser Satz. Nicht ständig jedem Impuls nachgeben, mal abwarten und schauen, was geschieht. Es klingt einfach, ist es natürlich nicht.
Bei Lola haben wir aber jetzt lange zugewartet, ihre Haut hat sich nicht verbessert und sie hat nun zwei Termine wegen ihrer Ekzeme. Am Freitag beim Tierarzt und heute in einer Woche bei der Tierpflege.
Die Bilder knipste ich vorhin, jeder Hund an seinem Lieblingsplatz. Aber wo versteckt sich denn Thula??

Samstag, 22. September 2012

Fortschritte

Schon wieder im Regen rennen. Es regnet oft hier, aber ich habs nicht mal ungern, denn meistens sind wir bei schlechtem Wetter alleine im Wald. Ich war aber nicht ganz so fit, denn ich bin dabei, meinen Körper mehr und mehr zu belasten, um ihm dann etwa eine Woche vor dem Halbmarathon viel Ruhe zu geben.

Am Mittwoch rannten wir fünf wieder Richtung Bärengraben, gut 11 km waren es. Aber ich musste einige Male stoppen: Lucy sprang zweimal einer joggenden Person hoch und ich nahm sie jedes Mal eine Weile an die Leine. Hoffentlich lernt sie endlich mal, dass dies ein definitives NO GO ist! Und beim Lorrainebad entdeckte ich Baumnüsse am Boden! Als ich hoch schaute, blickte ich in die Äste eines riesigen Nussbaumes. Wie hatte ich den nur bis jetzt übersehen können! Natürlich musste ich alle Nüsse einsammeln - dafür eignen sich Robydog-Säcke übrigens hervorragend. Und zurück in Worblaufen konnte ich noch mehr Nüsse einsammeln, denn da hat es zwei junge Bäume. Das Nussfieber hat mich wieder völlig gepackt! Klar kann ich Baumnüsse kaufen, aber sammeln ist viel spannender, ausserdem mag ich nur frische Nüsse. Sobald sie alt und trocken sind, mag ich sie nicht mehr. Morgen möchte ich wieder an die Aare rennen und Nüsse sammeln gehen. Zum Glück ist das Wetter schlecht!!
Am Donnerstag trafen wir auf unserem Spaziergang Babemba und Besitzer. Lucy und Babemba sind etwa gleich alt und mögen sich sehr. Glücklicherweise hatte ich meine Fotokamera dabei.

Und heute war wieder Hundekurs. Deutlich weniger Hunde als vergangene Woche, wohl zu regnerisch für viele. Wobei vielleicht auch einige in die Ferien fuhren, beginnen doch an diesem Wochenende die Herbstferien. Lucy lernt gut, muss ich schon sagen. Ok, vom Hasenjagen vorhin im Sädelbach konnte ich sie nicht abhalten. Wie auch, wenn ein Hase nur wenige Meter vor uns über den Weg springt. Aber als sie beim Parkplatz sicher etwa 100 m entfernt den Waldrand beobachtete und ich zuerst Lola und Vida abtrocknete, reichte ein kurzes LUCY FRONT mit entsprechender Körperhaltung. Ohne eine Sekunde zu zögern rannte sie zu mir. Ich mag Fortschritte!

Montag, 17. September 2012

Shinrin-yoku

Vor zwei Tagen meldete ich uns für den Luzerner Halbmarathon am 28. Oktober an. Das war relativ einfach, obwohl wir uns entscheiden mussten: Annullationsversicherung? Vielleicht besser ja, denn wenn es aus Kübeln giesst, mag ich nicht über 20 km rennen gehen. Schwieriger wurde die Suche nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit. Natürlich könnten wir bei meiner Schwester übernachten, die mitten in Luzern wohnt - aber ob wir dann ausgeruht wären? Nach einigem Suchen fand ich in der Jugendherberge ein Zweierzimmer. Wir brauchen nichts anderes als ein Bett, Ruhe und die Möglichkeit, am Morgen zu frühstücken. Keine Experimente, ich werde meine Flockenmischung mit Reismilch zu mir nehmen, mit einer Banane und Nüssen. Ich freue mich irgendwie. Irgendwie, weil ich 7 Jahre in Luzern in die Kanti ging und dieser Stadt nachher den Rücken zudrehte. Was werde ich alles wieder erkennen?
Aber eigentlich interessiert mich die Vergangenheit nicht so fest - die Gegenwart ist viel spannender! Zum Beispiel mein Nacken!
Gestern wachte ich mit Kopfschmerzen auf: Moritz war am Samstag ausgezogen und wir putzten und räumten und waren abends noch bei Freunden eingeladen. Am Morgen gingen Lucy und ich in den Hundekurs, aber da wars auch nicht so friedlich, ich meine, 11 Hunde!!! Also Samstag=Stresstag.
Jedenfalls ging ich gestern rennen wie immer, weiss ich doch aus Erfahrung, dass mir laufen gut tut. So war es auch. Ich war nicht schnell unterwegs, denn wenn ich Tempo geben wollte, meldeten sich meine Kopfschmerzen. Also joggte ich friedlich mit den drei Hunden durch den Wald. Und nachher ging es mir viel besser. Jetzt weiss ich, dass es nicht nur die Bewegung ist. Nein, denn Wald-Baden oder shinrin-yoku kann heilen, las ich in der Zeitschrift Yoga International. Da ist mal die Farbe Grün, die beruhigt, da ist die Stille mit Vogelgezwitscher, die ebenfalls ruhiger macht, da sind die ätherischen Öle der Bäume und Pflanzen, die das Immunsystem stärken. Das Stresshormon Cortisol wird reduziert, der Herzschlag verlangsamt sich und der Blutdruck sinkt. Dem Körper gehts besser, wenn man Waldbaden geht, und auch Ängste, Depressionen und Wut werden kleiner. Dies alles fanden japanische Forscher heraus. Deshalb renne ich so gerne in den Wäldern, jetzt habe ich die wissenschaftliche Erklärung dazu!

Mittwoch, 12. September 2012

Gedanke

Gibts eigentlich Rennschuhe, die wasserdicht sind? Dem muss ich mal nachgehen, denn das wäre was für die hiesigen klimatischen Bedingungen. Denn heute wurden wir wieder nass. Aber abgesehen davon war es ein toller Lauf an der Aare mit vier Hunden. Alle benahmen sich vorbildlich, ausser einem kurzen Intermezzo, als Lucy einem Jogger zu nahe kam. In 19 von 20 Fällen sind ihr die Menschen egal, ich hoffe sehr, ich krieg sie noch dahin, dass sie ALLE in Ruhe lässt. Ich war schnell heute, rannte die 10 km in meinem Wettkampftempo. Das heisst, ich werde mich nächstens für den Luzerner Halbmarathon anmelden. Die Fotos zeigen die Hunde am Nachmittag, müde und zufrieden.

Heute, als ich am Nachmittag kurz meditierte - und natürlich kamen die Gedanken, aber ich gab jedem einen Namen - Gedanke - und liess ihn ziehen - war einer dabei, der sich mit der bevorstehenden Narkose und Zahnsteinentfernung von Vida befasste. Ich merkte, dass ich das Vida nicht antun möchte. Wenn ich an ihre Angst das letzte Mal denke, als sie zum Tierarzt musste, ist klar, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht aufgeht. Zu hohe Kosten für sie. Dann hat sie halt leicht entzündetes Zahnfleisch und fürchterlichen Mundgeruch. Es stört sie wohl nicht und uns eigentlich auch nicht. Deshalb sagte ich heute den Termin ab. Das ist meine Erfahrung: Es ist nicht gut, wenn man freiwillig zum Arzt geht! Ich gehe eigentlich nie, dummerweise vor zehn Tagen, weil ich ein Blitzen im linken Auge hatte. Natürlich war da nichts, aber jetzt möchte der Augenarzt nochmals einen Sehtest machen und mein Gesichtsfeld ausmessen. Nur, weil meine Mutter Grünen Star hat, sei ich auch gefährdet. Nun hab ich nochmals einen Termin bei ihm. Dann aber lass ich ihn wieder einige Jahre links liegen. Nur zum Zahnarzt geh ich freiwillig einmal pro Jahr - aus Angst vor allen Zahnbehandlungen, die wohl schlimmer wären, ginge ich nie. Aber ich muss selber nicht an einen Termin denken, ich krieg von der Praxis rechtzeitig eine sms als Erinnerung. Das gefällt mir.
Lola verliert seit einiger Zeit ihre Haare büschelweise. Was steckt wohl dahinter? Ich hab noch nichts Gescheites rausgefunden. Vielleicht hat sie Hautprobleme oder Parasiten?
Eben, es gibt genug, worum ich mich kümmern muss. Ich brauch nicht zusätzliche Termine. Und Vida auch nicht.

Mittwoch, 5. September 2012

iPhehlkauf

Also ich weiss schon, wie man Fehlkauf schreibt, aber ich wollte ein Wort aus Phone und Fehler!
24 Stunden lang war ich unglückliche Besitzerin eines iPhones und je länger der Tag, desto mehr Ärger. Über mich natürlich, und auch ein bisschen über den Verkäufer, der mir das iPhone angedreht hatte. Jetzt liegt es hier, unbenutzt auf dem Tisch. Wer es will, kann es haben. Gratis. Nur bei mir melden. Ich habe ein altes Nokia-Handy im Schrank gefunden, das ich jetzt wieder benutze. So cool! Kleines Display, kleine Schrift und es bietet alles, was ich brauche. Was mich am meisten am iPhone geärgert hat? Damit ich es auf meine Art einrichten konnte, musste ich Geld für Apps ausgeben. Bevor ich überhaupt damit telefonierte! Ständig diese Aufforderung, irgendwas iPhone Bezogenes zu kaufen. Und meinen Lieblingsklingelton, ein Lied von Züri West, schaffte ich nicht, aufs das blöde Phone zu bringen. Es war so kompliziert, dass es mir total ablöschte!
Aber jetzt ist alles wieder im Lot. Auch mit meiner Fitness. Vergangenen Samstag rannte ich nicht so viel, dafür aber intensiv im Rhythmus 30-20-10. Am Sonntag wollte ich einen längeren Lauf machen, aber schon bei Kilometer 6 ging mir die Puste aus. Ich erschrak ob meiner Unfitness! Und da ich mich im Wald verirrt hatte, musste ich schlussendlich 8 km rennen, was mich total erschöpfte. Deshalb gabs zwei Tage Pause und heute wollte ich nur ein wenig mit vier Hunden an der Aare joggen gehen. Aber mir gings so gut, dass 10 km daraus wurden. Und ich hätte noch länger laufen können. Somit stimmt, was ich immer wieder lese: hart trainieren und Pause machen, damit der Körper in der Ruhephase stärker wird.
Thula ging heute übrigens verloren, das heisst, sie verlor uns schon ziemlich bald, weil sie im steilen Wald entschwand und auch auf Rufen nicht zurückkam. Ich rannte einfach weiter, dachte, sie holt uns  wieder ein, aber so war es nicht. Erst, als wir viel später wieder Richtung Parkplatz rannten, sah ich sie von weitem beim Auto stehen. Teilnehmende Menschen erzählten, sie habe gejammert und probiert, ins Auto zu steigen. Sie war so glücklich, dass sie uns wieder hatte und drehte zusammen mit Lucy auf der Wiese grosse schnelle Runden. Ein junger Mastiff kam auch dazu, hatte aber wegen des Tempos keine Chance.
Vida werde ich in 10 Tagen auf Anraten von Moritz, unseres angehenden Tierarztes, operieren lassen: Plaque entfernen. Ihr Zahnfleisch ist ziemlich gerötet und geschwollen. Der Tierarzt, der dies durchführen wird, hat aber gewarnt, dass eine Narkose bei Greyhounds heikel sei, denn sie können einen Herzstillstand erleben. Ich bin sicher, dass Vida diese Operation gut überstehen wird, denn sie hat ein starkes Herz. Stark geworden durch viel Liebe und Rennen!

Sonntag, 2. September 2012

Masala Dosa

Mit dem kühleren Wetter hab ich mehr Hunger, da kommen Masala Dosas gerade richtig. Ich las in Lucy Edges Buch Yogaschool Dropout, das ich vor zwei Tagen beendete, dass sie dieses Menu oft ass, als sie in Südindien war. Ein bisschen googlen und schon fand ich ein einfaches Rezept: Kartoffeln weichkochen und rote Linsen mit Vollkorn Basmatireis einweichen. Beides am besten einen Tag vorher. Am andern Tag Linsen und Reis mit frischem Wasser aufgiessen, einen Teil davon im Blender mit etwas Salz und Bockshornklee (Fenugreek) pürieren und noch ein bisschen stehen lassen. Das mach ich immer, bevor ich rennen oder sonst mit den Hunden spazieren gehe. Wenn ich zurückkomme, backe ich Dosas, für mich selber nur einen, in Oliven- oder Kokosöl. In der Zwischenzeit gebe ich wieder etwas Öl, gehackte Zwiebeln, eine grüne oder rote kleine gehackte Chilischote, etwas Salz, zwei Teelöffel Senfsamen und etwas Kurkuma in eine Bratpfanne. Wenn die Zwiebeln schön gebraten sind, füge ich die in Stücke geschnittenen Kartoffeln hinzu und brate alles einige Minuten. Bis dann ist meine Dosa-Omelette fertig und ich kann essen. Das geht alles recht schnell, braucht aber Planung. Aber schmeckt gut!

Gestern rannten wir wieder mal im Regen. Meine Newton-Rennschuhe sind Schönwetter-Schuhe, das wurde mir klar. Schon bald füllten sie sich mit Wasser und quietschten bei jedem Schritt. Trotzdem war es ein guter Lauf, denn ich machte wieder mein Intervalltraining 30-20-10. Die Bilder zeigen die Hunde nach dem Rennen, nass und hungrig und auf ihr Essen wartend.

Lucy war gut drauf, denn am Morgen waren wir im Hundekurs, auch im Regen. Es kamen nicht viele, nur wir und Babemba und Anisia mit ihren Menschen. Aber Lucy gefiel das und sie spielte intensiv mit Timmy, dem Hund der Hundetrainerin, der auch mitmachen durfte, weil wir so wenige waren. Spielen heisst für Lucy: Rennen und gejagt werden! War dann aber immer wieder zu anstrengend für Timmy, der sich irgendwann auf den Rücken legte und so weiter spielen wollte. Zur Zeit geht es nicht so schlecht mit Lucys Ängsten, sie kommt meistens mit auf die Spaziergänge. Ich bin sicher, der Hundekurs ist ein wichtiger Faktor, der ihr hilft, ihre Blockaden zu überwinden!