Sonntag, 11. März 2012

All is one

Es war nicht die allerbeste Idee, heute an einem sonnigen Sonntag am Fluss 10 km rennen zu gehen. Aber heute hatte ich jemanden für Thula, denn sie hat eine Entzündung am Bein. Sagte der Tierarzt am Freitag, gab ihr eine Spritze und jetzt muss sie noch 10 Tage lang Entzündungshemmer schlucken. Das Bein ist schon nicht mehr geschwollen, Schulmedizin sei Dank! Deshalb nahm Patrick sie mit auf einen kurzen Lauf.
Wir vier mussten uns zuweilen durch Menschengruppen kämpfen und kamen nicht bei allen gut an. Denn Lucy jagte Krähen, sprang ins Wasser, schüttelte ihren Pelz, drehte riesige Kreise auf dem nahen Feld und war total aufgestellt. Als sie an einem Kinderwagen schnuppern wollte, erntete ich einen bösen Blick - dabei wollte Lucy doch nur das Baby fressen! Wir kamen an einem eingezäunten Feld vorbei, wo sich viele Schafe und noch mehr Lämmlein tummelten, rechtzeitig geboren vor Ostern, damit sie geschlachtet und verspiesen werden können. Ich war viel zu warm angezogen, hätte meine violette Strickmütze getrost zu Hause lassen können, und Vida ihren gescheckten Pelzmantel. Meistens trottete sie hinter uns her oder blieb hinter einer Menschengruppe stecken und ich musste ihr oft Mut machen, an allen vorbeizulaufen. Aber viele Leute nahmen uns auch gar nicht wahr, das waren die mit den gerunzelten Stirnen, den Zornesfalten und harten, unglücklichen Gesichtsausdrücken. 
Wir hörten Gesprächsfetzen "...ich wäre ja gerne ein paar Kilos weniger schwer, aber es ist so anstrengend...." Ja, rennen ist nicht unanstrengend, vegan essen braucht auch Disziplin. Man kann sich ja schon gerne haben, aber alles bei sich selber durchgehen lassen? Ich liebe mich sehr, und weil das so ist, behandle ich mich gut und schade mir nicht. Ich bin nicht mal sicher, ob es mein Ich überhaupt gibt, denn ich weiss, dass wir alle Teil der Natur sind. All is one. Wir sind nicht mehr und nicht weniger als die Krähen am Wasser, die Tannen im Wald. Ich finde es auch nicht so wichtig, ob es mein Selbst überhaupt gibt. Die Psychologin Susan Blackmore, die seit 30 Jahren Zen-Meditationen macht, ist da noch radikaler. Im neusten Das Magazin erzählt sie, dass das Gehirn kein Ich braucht. Es funktioniert von selber, Entscheidungen trifft unser Gehirn aufgrund von komplexen Vorgängen. Ich als überzeugte Konstruktivistin finde dies hochspannend. Nehmen wir uns doch nicht so wichtig, finden wir Leichtigkeit, denn noch ist nicht klar, ob es uns wirklich gibt!

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