Dienstag, 6. März 2012

Kreise

Der angehende Tierarzt hat uns die Leviten gelesen - wir hätten Thula gestern und heute nicht frei rennen lassen sollen im Wald, denn sie hinkt wieder. Genau solche Leute seien nicht beliebt am Tierspital, die Ärzte schlagen Massnahmen vor und die Tierhalter halten sich nicht dran. Also muss Thula jetzt wieder ständig an der Leine sein und darf nicht mit, wenn wir rennen gehen.
Ausserdem hat der angehende Tierarzt über mich den Kopf geschüttelt, weil ich im letzten Blog "Knie"geschrieben habe, wo doch das Vorderbein anatomisch kein Bein sei sondern aus Ellbogengelenk und Knöchel bestehe. Aha. Aber Hunde sind doch Vierbeiner?? Haben die denn zwei Beine und zwei Arme, die zu Beinen umfunktioniert wurden? Moritz lächelte milde: Hunde gabs schon vor den Menschen.
Aha. Unsere Arme sind umfunktionierte Beine. Ja, Anatomie der Tiere gehört nicht zu meinem aktiven Wissen. Aber dass es Menschen noch nicht so lange gibt, das sollte ich eigentlich schon mal gehört haben. Wikipedia hilft: Säugetiere gibt es seit etwa 200 Millionen Jahre, Menschenaffen seit 33 Mio Jahren und den Homo Sapiens seit 130 000 Jahren. Und während etwa 126 000 Jahren passierte nicht viel, während etwa 1500 Jahren ein wenig mehr und während der vergangenen 100 Jahren verdichtete sich das Entwicklungstempo immer mehr. Meinen wir, jedenfalls, aus unserer kleinen, egozentrischen und absolut nicht objektiven Sicht. Vielleicht dachten das die Menschen auch, als mal jemand das Rad erfand.
Verläuft Entwicklung eigentlich linear? Ist Leben linear? Ich las gerade einen interessanten Satz in Kristin Rebsamens Buch ALLE SIND ERLEUCHTETt: "Ich verstehe nichts von Depression, aber vielleicht ist eine Ursache, anzunehmen, das Leben müsse linear verlaufen und irgendwohin führen. Vielleicht führt es nirgendwohin und der Weg ist nicht das Ziel, sondern der Weg ist der Weg und jede neue Biegung eine willkommene Überraschung".
Vielleicht führt auch die Entwicklung der Menschheit nirgendwohin und die Menschen drehen sich im Kreise. Wenn ich lese, wie vergangene Woche, dass das 2011 das Jahr des Krieges war, weil es seit dem zweiten WK nie mehr so viele Kriege gab, dann denke ich nur: Wir bewegen uns, aber wir kommen nicht vorwärts.

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