Sonntag, 13. Oktober 2013

Wunder

Es regnete die ganze Nacht auf den Samstag, aber als wir um 10 Uhr in den Hundekurs gingen, stoppte der Regen zum Glück. Ich besitze zwar mittlerweile gute Regenkleider, was mir noch fehlte, war ein Regenhut, den ich mir nun in Kyoto kaufte. Ich konnte ihn, seit ich hier bin, schon mehrmals gebrauchen. Ich kenne ja die Schweiz.
Im Hundekurs waren wir aber trotzdem nur vier Hunde. Ein Hund wird nie mehr kommen: Die lustige, intelligente und sehr freundliche Anisia wurde von einem Zug überfahren. Sie war bei den Grosseltern von Noelle in den Ferien und lief davon, Richtung Heimat.
Ich bin immer noch schockiert.

Aber für Lucy war die kleine Gruppe passend. Ich hatte ihr Halsband mit dem Pheromonen-Spray eingesprüht und vielleicht war der schuld,  dass sie doch einige Male über den zwischen zwei Stecken gespannten bunten Elast sprang. Irgendwann aber, gegen Schluss, mochte sie nicht mehr und wollte wieder abschleichen. Ich glaube, so ein Hundekurs ist ziemlich anstrengend für sie.

Japan spukt immer noch in meinem Kopf herum. Das Land war so spannend, die Erlebnisse so positiv, das wird noch eine Weile so bleiben.

Zum Beispiel das Angebot von Sojaprodukten in den Supermärkten liess mein Herz höher schlagen: Ich fand eine extrem gute Sojamilch, Triple Power und Age Management Food stand drauf. Wahrscheinlich enthielt sie Kalzium, Vitamin D und was wohl noch? Auch die Sojajoghurts und die kleinen Sojadrinks in jeder Geschmacksvariante waren so lecker, viel besser als hier. Aber wir haben hier auch keine Sojatradition.

Wir waren ja zu Dritt mit Moana unterwegs, die schon immer sehr an Japan interessiert war. Als sie in Nigeria auf der Botschaft ein Praktikum machte, lernte sie Sayaka kennen, die auf der japanischen Botschaft arbeitete.

Am ersten Wochenende fuhren Moana und ich nach Tokyo, wo wir Sayaka trafen. Sie führte uns in Restaurant, wo ich Pilz-Tempura ass (siehe Bild). So lecker!

Ich liebe asiatische Pilze und ich kriegte in vielen Restaurants  Pilze zu essen.
Sayaka zeigte uns einen Teil Tokyos, machte uns mit japanischen Süssigkeiten bekannt und klärte immer ab, ob sie vegan waren. Es half enorm, jemanden dabei zu haben, die Japanisch spricht!

Ich hatte mir in der Schweiz vorgenommen, in Japan einmal meditieren zu gehen. In Kyoto klappte es nicht, denn die Meditationen fanden nur am Wochenende statt, und da waren wir ja in Tokyo. Aber in Osaka, wo wir die letzten drei Tage verbrachten, so entdeckte ich im Internet, findet jeden Tag um 16 Uhr im Pudon Monastery (www.jpzen.org/jm6pdeng) eine Meditation open for public statt.
Im Visitor's Center im Bahnhof liessen wir uns beraten, wie wir dorthin gelangen konnten. Natürlich ging es dann nicht, ohne irgendwelche Leute fragen zu müssen, ob wir in der richtigen U-Bahn waren. Niemand konnte Englisch, trotzdem konnten wir uns verständigen. Als wir dann an der richtigen Station ausgestiegen waren, stellt ich fest, dass ich die Adresse vergessen hatte. Naiverweise hatte ich geglaubt, da stände ein Tempel im Grünen und alles wäre klar. Patrick hatte dasselbe Bild im Kopf. Aber da waren viele Strassen und hohe Häuser, wir hatten keine Ahnung, wo wir hin sollten. Wir fragten die paar Taxifahrer am Bahnhof. Sie verstanden uns nicht. Es war schon 20 Minuten vor 4 und ich dachte, nur noch ein Wunder könne uns helfen.

Da entdeckt ich ein Schild, das auf eine nahe Bibliothek verwies. Wir fanden sie schnell und fragten die Bibliothekarin, ob sie wisse, wo das Pudong Kloster sei. Sie verstand uns zuerst nichts, aber als ich fragte, ob ich es ihr im Internet zeigen könne, verstand sie. Sie fragte aber noch zwei Kolleginnen, dann druckte sie ein Blatt mit der Adresse aus und erklärte uns den Weg. Wir liefen los und fanden das Kloster auf Anhieb um zehn vor 4! Die beiden Mönche freuten sich sehr, mal ein Publikum zu haben, denn offensichtlich verirren sich nicht viele Leute zu ihnen. Wir kriegten Tee, schenkten ihnen Datteln, sie erklärten uns die Rituale und so kam es, dass wir eine halbe Stunde lang auf Chinesisch(!) sangen und 35 Minuten lang meditierten. Am Schluss gab es nochmals Tee und die Mönche erzählten, sie seien aus Taiwan. Aha. Sie schenkten uns eine CD von Chung Tai, dem Begründer dieses chinesischen Zen-Buddhismus, und einige Informationsblätter. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, sie zu studieren, aber ich werde das nachholen.
Was für ein Erlebnis. Und es lohnt sich, an Wunder zu glauben.

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