Freitag, 7. März 2014

Fail better

Vor 14 Jahren kamen zwei Schülerinnen in der Pause zu mir und fragten, wann denn mein Baby zur Welt käme. Ich war 46 und hatte das Thema Kinder schon lange abgeschlossen. Eine Woche später war ich glückliche, aber auch unsichere Besitzerin eines Jahresfitnessabos. Ich stemmte diszipliniert - denn welche Frau möchte schon dauerschwanger durchs Leben gehen - zweimal pro Woche Gewichte und ruderte oder spulte auf dem Crosstrainer Kilometer ab und ich erkannte mich ein Jahr später auf einem Ferienbild zuerst gar nicht: Wer war diese muskulöse Frau? Oh, ich! Kurz darauf beendete ich mein Psychologiestudium und begann spontan zu rennen, weil ich 1. zu viel Energie und 2. einen schwierigen Hund, Bergamasker Bilbo, hatte. Erst dann purzelten die Kilos. Übrigens auch die von Bilbo!
Was ich damit sagen möchte: Vor 14 Jahren machte ich einen ersten Schritt - freiwillig wäre leicht übertrieben. Aber da war schon länger ein Unbehagen. Jedes Jahr ein Kilo schwerer, zum Beispiel. Oder der dumpfe Schmerz in meinen Beinen, wenn ich lange in den Vorlesungen sass.
Dieser erste Schritt war ein schwieriger Schritt, denn ich hatte keine Ahnung, wohin mich mein Weg führen würde. Hätte mir jemand damals gesagt, mir, die ich nie besonders sportlich war, wo ich 14 Jahre später stehen würde, ich hätte es nicht geglaubt. Heute bin ich Pilates- und Yogalehrerin, habe 5 Kurse, pendle zur Schule und in die Praxis mit dem Fahrrad (meistens E-Bike, ausser ich vergass, den Akku zu laden...) und laufe pro Woche etwa 21 km. Ich lief bisher 5x den GP von Bern und drei Halbmarathons.
Der zweite Schritt - laufen- brauchte noch einen äusseren Anstoss, aber zum Glück nicht mehr so viel Überwindung. Und alle andern Schritte, die ich dann machte, wurden immer einfacher. Das Tauchdiplom, der Kletterkurs, das Fahrrad, Pilates, Tai Chi und wieder Yoga. Ich gewann genug Selbstvertrauen, sodass ich die Ausbildung zur Pilatesinstruktorin machte (vor 5 Jahren) und genau das gab mir noch mehr Selbstvertrauen, dass ich zwei Jahre später sogar eine Ausbildung zur Yogalehrerin begann und die ich letzten November abschloss.

Nicht, dass mir alles gelang. Bei der Pilates-Prüfung fiel ich durch. Nicht im schriftlichen Teil, aber im praktischen. Klar war ich am Boden zerstört, aber genauso klar rappelte ich mich auf, buchte einige Privatstunden, übte viel und bestand einige Monate später die Prüfung.
Jetzt bin ich in einem Alter, wo viele Menschen an die Pensionierung denken. Ich nicht. Ich bin immer noch auf dem Weg, werde den bis zu meinem Tod gehen. Wohin? Keine Ahnung. Aber ich weiss, dass  sich immer wieder Türen öffnen und ich bin genug neugierig und selbstsicher geworden, dass ich durch einige dieser Türen gehen werde. In einer Woche nehme ich an einem Workshop über Faszien teil, angeboten von meiner Pilates Ausbildungsstätte (art-of-motion) und im Dezember und Januar, da bin ich auch schon angemeldet, belege ich den Kurs Medizinische Grundlagen der
Yoga University Le Villeret (mit Prüfung im Februar!!). Mein Leben war noch nie so spannend!
Auch beim Kochen gelingt mir nicht immer alles. Vom roten Reis
aus Laos, den Moritz letzten Sonntag zubereitete, war noch viel übrig. Also weichte ich über Nacht rote Linsen ein und vermischte gekochten Reis und Linsen am nächsten Tag (mit etwas Salz und Bochshornklee) und wollte Dosas backen. Ging gar nicht! Die Masse brodelte in der Bratpfanne wie die Lava eines gerade ausgebrochenen Vulkans und ich konnte sie kaum bändigen. Essbar war es dann schon, aber ausgesehen hat es nicht so toll. Mit Federnkohl, Süsskartoffeln, Avocado und Shiitake konnte ich das Fiasko leicht verstecken. (Den restlichen Reis kriegten dann die Hunde zum Abendessen.)
Wer Risiken eingeht, darf auch immer wieder scheitern! Ganz gemäss dem Spruch von Tennisprofi Wawrinka: Ever tried. Ever failed. Doesn't matter. Try again.  Fail again. Fail better.

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