Montag, 17. Dezember 2012

Der Fremde und ich

Wir sind uns fremd geworden. Ich erkenne ihn nicht mehr. Jahrzehntelang konnte ich mich auf ihn verlassen, er war zuverlässig in jeder Hinsicht. Er wusste zum Beispiel, dass ein Mittagsschlaf nicht länger als eine halbe Stunde dauern darf. Er machte mit, wenn ich ihn puschte beim Laufen und bedankte sich mit einem Glücksgefühl. Ich schaute auch gut zu ihm, fütterte ihm keinen Junk, gab ihm genug Ruhezeiten. Und jetzt das. Startet einfach heimlich eine Kiesfabrik in mir. Was will er mir damit sagen?? Ich kenne ihn nicht mehr, das ist nicht mein Körper. Vielleicht hat ihn jemand mit meinem ausgetauscht? Vielleicht hab ich mal nicht acht gegeben, im Zug oder in der Sauna, und jemand anders gab mir seinen und nahm mir meinen weg?

Krank sein macht definitiv keinen Spass. Ich pendle zwischen Sofa, Küche und Bett hin und her, hab immer wieder Magenschmerzen und weiss, dass ich essen sollte. Aber ich mag nicht. Ausser gestern, da liess sich Patrick erweichen und ging Sushi holen in die Stadt, 12 Stück. Acht hab ich gegessen. Sushi, das ist für mich Erste Hilfe Essen. Wenn es mir schlecht geht, bringt mich das wieder auf die Beine. Da bin ich ganz zufrieden mit den einfachen Sushi Maki mit Avocado, Gurken, Rettich und Kürbis drin. Dazu Sojasauce, etwas eingelegten Ingwer und Wasabi. Half mir schon in Dubai und in Delhi nach schlimmen Brech-Durchfällen.
Heute hab ich Kartoffeln entdeckt, esse ich sonst eher selten. Zum Glück mag ich sie. Mein fremder Körper will ganz anders essen als ich gewohnt bin. Ich denke, ich sollte mir Notizen machen: Das mag er, das mag er nicht. Denn was bleibt mir anderes übrig als auf seine Bedürfnisse einzugehen? Aber eigentlich möcht ich meinen alten Körper zurück. ICH WILL MEINEN KÖRPER ZURÜCK!

Vida hat heute ihre Narkose und Zahnreinigung gut überstanden. Die Ärztin entfernte ihr zusätzlich einen gutartigen Tumor am Auge, wo sie jetzt eine kleine Naht hat. Wie ich (am Bauch) muss auch sie nächste Woche die Fäden am Aug entfernen lassen. Bei mir ists eine ganz kleine Naht gleich beim Bauchnabel. Bei schlanken Frauen wende er diese Prozedur an, sagte mir am Sonntag der Chirurg. Das dünkt mich das kleinste Problem, ein grosses ist mein empfindlicher Magen. Mein grösstes aber ist mein fremder Körper!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen