Mittwoch, 15. Mai 2013

Joggen in Schwarz

Sie fiel mir sofort auf, als ich sie das erste Mal sah: Sie trug schwarze weite Kleider und ein schwarzes Kopftuch und joggte gemächlich dem Fluss entlang. Ich vermutete, dass sie eine Anfängerin war, denn wenn ich an meine Kleider denke, die ich bei meinem ersten Mal trug, war das so ähnlich. Nicht schwarze, aber braune Trainerhosen, graues T-Shirt - beides aus Baumwolle und weit geschnitten - und abgetragene Nikes von Moritz. Und jetzt - tolle schwarze Shorts von Adidas, ein super Shirt dry-fit von Nike in Himbeer, dazu, und jetzt kommt ein Geständnis, meine neusten Adidas in blau- türkis, die ich im Internet aus Deutschland bestellt hatte, nachdem ich mit den weissen Adidas in einen rostigen Nagel getreten war, und jetzt meine Lieblingsschuhe geworden sind, und mein pinkiger Garmin am Handgelenk.

Aber zurück zur Frau in Schwarz. Natürlich fiel sie mir auch auf, weil sie einen grossen grauen und zottigen Hund bei sich hatte. Meine Hunde fürchten sich immer etwas vor grossen Hunden. Ich übrigens auch. In den folgenden Wochen sah ich Frau und Hund öfters. Irgendwann fragte ich sie, welche Rasse ihr Hund sei. Ein Briard, sagte sie und joggte weiter. Und heute kamen wir beide, sie mit ihrem Hund, ich mit meinen drei, gleichzeitig zum Parkplatz zurück. Sie fragte, ob Vida ein Saluki sei (ein ägyptischer Windhund) und wir redeten ein bisschen über Hunde, während ich meine bürstete und sie die Schuhe wechselte. Sie habe heute wenig Zeit zum Joggen, aber Joggen sei ihr wichtig, sie tue das seit 30 Jahren. Oh.
Und sie verdanke ihre gute Figur nur dem Joggen, davon sei sie überzeugt. Aber ich hätte auch eine schlanke Taille, was sicher vom Laufen käme. Oh! Ich widersprach aber und sagte, die hätte ich vom Yoga. Joggen habe mir vor mehr als zehn Jahren geholfen, acht Kilos zu verlieren. Ob sie am GP rennen werde? Nein, sagte die Frau in Schwarz, sie sei zu langsam, schliesslich sei sie schon 76 Jahre alt. Oh!! Das hätte ich ihr nie angesehen, sagte ich. Sie meinte, viele ihrer gleichaltrigen Freunde seien schon im Altersheim, sie aber bewege sich viel und arbeite noch etwa 60%. Da blieb mir nichts anderes zu sagen, als dass sie mein Vorbild sei. So möchte ich auch aussehen, wenn ich 76 bin! Vielleicht nicht ganz in Schwarz, aber wer weiss.
Und ins Altersheim gehe ich nie!

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