Samstag, 10. Oktober 2015

vegan in jerusalem

die gewaltwelle in jerusalem weitet sich aus. so stand es heute in der zeitung. israeli töten palästinenser und umgekehrt. als wir vor zwei wochen in jerusalem waren, merkten wir noch nicht viel von gewalt. aber natürlich war die polizei sehr präsent. einige tage später wurde jedoch im westjordanland ein israelisches paar im auto erschossen, die vier kinder liessen die palästinensischen terroristen am leben. vier kinder, die ziemlich sicher die palästinenser ihr leben lang hassen werden.
warum begreifen die menschen dort nicht, dass wer gewalt sät, gewalt erntet?


aber jerusalem war einigermassen friedlich, als wir dort waren.
wir fuhren am späten nachmittag mit dem taxi in richtung hotel und mussten das quartier durchqueren, wo die meisten orthodoxen juden wohnen. ich kam mir vor wie in einer zeit vor zweihundert jahren. alle männlichen wesen, auch die kinder, waren schwarz angezogen. viele männer trugen lange schwarze mäntel und verschiedene kopfbedeckungen. die frauen hatten ihr haar verhüllt und trugen, wie ihre töchter, dunkle lange röcke.
es war freitag, also ging die ganze familie einkaufen, denn am sabbat ist ja alles geschlossen. ausserdem dürfen die orthodoxen juden keine arbeit verrichten am sabbat, also auch nichts tragen.

wir hatten wieder mal ein nahrungsmittelsuche-problem. am mittag hatten wir noch am strand in tel aviv etwas gegessen. ich den quinoasalat, den ich einige male ass, so sehr liebte ich ihn (rezept folgt!).
am freitagabend, nachdem wir im hotel eingecheckt hatten, folgten wir den vielen schwarz gekleideten menschen, vor allem familien mit kindern in kinderwägen, die richtung klagemauer strömten. dort trennten sich aber die geschlechter. die söhne blieben bei den vätern, die babys und töchter bei den müttern.
wir staunten ob des spektakels, fotografieren war übrigens nicht erlaubt. mir bleiben vor allem die männer im gedächtnis, die eine einzige riesige brüderschaft mit singen und tanzen feierten.

nach einer weile wurden wir hungrig. im lonely planet, den ich leider zuhause vergessen hatte, den patrick aber zum glück digital laden konnte, stand, dass wir ins arabische quartier gehen sollten. dort würden wir restaurants finden. jerusalem, das sollte man wissen, besteht aus vier quartieren. dem jüdischen, dem arabischen, dem armenischen und dem christlichen.
wir liefen durch die schmalen strassen der altstadt und es war etwa so verwirrend wie damals in den sukhs in marrakesch. und wir fanden einfach nichts!
später begriffen wir, dass wir offensichtlich durchs armenische viertel geirrt waren, das keine läden oder restaurants aufweist.

irgendwann, wir hatten schon fast aufgegeben, fanden wir ein paar arabische läden und ein take away. und einige touristen. wir fragten, ob wir auch vegetarische wraps haben könnten, und das war kein problem. der typ hinter der theke fand es sogar lustig, dass ich ganz viel hummus in meinem wrap haben wollte. das ganze mit dem vielen gemüse schmeckte gar nicht so schlecht.



ich hatte das hotel leonardo aufgrund zweier kriterien ausgewählt: wegen des aussenschwimmbades, das aber in wirklichkeit längst nicht so gut aussah wie auf dem hotelbild und wegen des frühstücksbuffets. ich ass jeden morgen früchte, salat und gemüse mit hummus und haferflocken mit sojamilch und halva. das frühstücksbuffet befand sich in einer grossen halle, nicht besonders schön, aber ich war mit dem angebot zufrieden - denn sojamilch gibt es nicht überall. teebeutel nehme ich übrigens immer selber mit. ich trinke nicht irgendwelchen schwarztee!


am anderen tag, samstag oder sabbat, wollten wir eigentlich zur gedenkstätte der 1.5 mio kinder, die während des holocost ermordet worden waren, aber wir fanden sie nicht und landeten im israel museum, wo wir die alten schriften der bibel, die im toten meer gefunden worden waren, bestaunen konnten. der taxifahrer fuhr uns nachher zu ein paar restaurants, die extra für die touristen geöffnet hatten, wo ich einen tollen salat ass.
und nachmittag fuhren wir mit dem bus nach bethlehem, das ein gewimmel war von menschen, autos, läden und kleinen take aways. wir fanden einen freundlichen besitzer eines solchen take aways, der mit dem rest der nahrungsmittel, die er noch hatte, zwei orangensäfte und zwei vegetarische wraps zubereitete. er organisierte für mich auch noch eine packung halva.

schwierig war der darauf folgende sonntag: am morgen hatten die läden wie gewöhnlich geöffnet, aber da am montag wieder ein feiertag war, schloss alles am mittag. wir assen aber in einem restaurant im mamilla zentrum, das autofrei ist und viele kleine läden aufweist. ich hatte in diesem restaurant sogar zwei vegane menus zur auswahl. das, was ich gerne gegessen hätte, boten sie leider nicht an, so dass ich etwas mit seitan bestellen musste. ich bin nicht so sicher, ob ich seitan mag!

der abend aber war wieder eine herausforderung. ich hatte im hotel nüsse und früchte, die ich mitgebracht hatte, gegessen und eine mandelmilch, die es in jedem supermarkt in tel aviv gab, getrunken. aber patrick hatte hunger. wir landeten wieder in der altstadt und kamen irgendwann an einem christlichen hospiz vorbei. komm, wir fragen, ob die uns was zu essen geben, sagte ich. und so war es: nachdem wir pro person $ 15 bezahlt hatten, wartete ein ansprechendes buffet auf uns und die reisegruppe, die dort war. ich kann dieses christliche casa nova hungrigen israel reisenden wärmstens empfehlen!

ja, unsere israel reise fand nicht zum besten zeitpunkt statt: von 12 tagen waren wegen der vielen feiertage die restaurants und läden nur 5 1/2 tage geöffnet.
aber wir fanden immer etwas (veganes) zu essen!
und fast überall war hummus dabei!



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