Dienstag, 21. September 2010

Wabi Sabi

Tomaten, die nicht asymmetrisch sind, Äpfel mit Schorf, Teetassen, an deren Kante ein Stück abgesplittert ist: Das ist Wabi Sabi. Alles, was nicht perfekt ist, ist Wabi Sabi. Meine Lieblingsjeans, die dünn geworden sind vom vielen Tragen, meine schönen hellblauen Schuhe, die Lucy angenagt hat, mein Leben ist Wabi Sabi! Nicht ganz perfekt und deswegen gut!

Wabi Sabi kommt aus dem Zen Buddhismus und ist eine alte ästhetische Philosophie, die die Schönheit in einer natürlichen, nicht perfekten Welt sieht und bewundert. Natürlich heisst, eben nicht perfekt. Also nicht diese Tomaten aus Holland, wo jede aussieht wie die andere. Ich liebe Tomaten, die unregelmässig sind und jede ein ihr eigenes Aussehen besitzt. Solche wachsen zur Zeit in unserem Garten.
Nichts ist perfekt, ich bin es nicht, meine Kinder sind es nicht, mein Partner und meine Hunde auch nicht, das Haus, worin wir leben, nicht, meine drei Jobs auch nicht. Dass ich schon drei Jobs haben muss, um zufrieden zu sein, ist absolut auch nicht perfekt.
Perfektion ist Langeweile.

Fotos von den Hunden zu machen, die nicht perfekt sind, ist keine Kunst. Alle drei Hunde auf ein Bild zu kriegen: sehr schwierig. Ich probierte es heute Mittag wieder mal, aber Lucy mochte nicht still sitzen. Lieber rumrennen und im Brunnen ein kühles Bad nehmen!

Leonard Cohen, dessen Musik ich einmal sehr liebte und den ich immer noch als Poeten schätze, beschreibt irgendwo Wabi Sabi folgendermassen: "There is a crack in everything. That's how the light gets in".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen