Freitag, 19. April 2013

Widerstand

Das kommt selten vor, dass ich ein Buch ein zweites Mal lese! Aber jetzt lese ich nochmals Tim Park's Teach Us To Sit Still, denn viele seiner Erfahrungen oder Gedanken könnten auch meine sein. Auch ich bin eine Skeptikerin. Ich glaube eigentlich nichts. Erst wenn etwas mir bewiesen hat, dass es funktioniert, bin ich überzeugt. Dann glaube ich immer noch nicht, dann weiss ich. Still sitzen oder liegen und auf den Atem achten funktioniert. Yoga funktioniert. Vegan essen funktioniert. Hundekurs funktioniert. Aber es gibt ganz viele Dinge, von denen ich weiss, dass sie funktionieren. Und die ich doch nicht ganz schaffe. Das ist mein Thema: Ich lasse meine Lebenskerze an beiden Enden brennen. Und bräuchte deswegen viel Erholungszeit, die ich aber nicht habe. Oder die ich mir nicht nehme.
Im Bund von letztem Montag erschien ein Artikel zum Thema: "Es bleibt wenig Raum für Kreativität", und mit dieser Aussage meinte der Wirtschaftsinformatik-Professor Rainer Endl das ..."ständige Zappen zwischen den Kommunikationskanälen." Und was tue ich? Ich nehme dankbar das alte Mobiltelefon von Eli an, der Freundin von Tochter Nummer 2, ein Samsung Galaxy der ersten Generation, mit dem ich endlich whats appen kann und das mir jedes eingegangene Mail mitteilt. Das könnte ich natürlich abstellen. Oder ich könnte nicht gleich das neue Mail lesen gehen (auf dem Handy!). Es ist doch das perfekte Mittel um Selbstdisziplin zu üben! Aber Selbstdisziplin habe ich eigentlich, daran liegt es nicht.

Müssiggang, das bräuchte ich. Ich weiss, dass dies funktionieren würde. Ich sollte einfach weniger in mein Leben packen. Dann hätte ich Müssiggang. Dann könnte ich kreativ sein, würde Gedichte schreiben, Bilder malen oder nur sein.

Am Montag kaufte ich das neue PSYCHOLOGIE HEUTE compact mit dem Titel Ohne mich! Widerstand leisten gegen die Zumutungen der Zeit. Davon bin ich eben auch überzeugt: Es ist nicht ein Problem des einzelnen Menschen. Es ist ein Problem unserer (westlichen?) Kultur, unserer Gesellschaft, die so stark auf Wirtschaftswachstum setzt. Wir alle wollen immer mehr und das am liebsten SOFORT. Ich möchte bescheidener werden. Weniger Materielles, mehr Zeit. Das wäre hohe Lebensqualität.
Ein paar Dinge hab ich schon umgesetzt, und einige hab ich mir vorgenommen. Meine drei Jobs, das mach ich nicht mehr lange. Das Schule geben, auch wenn es nur wenig ist, mach ich noch ein oder zwei Jahre. Bis der künftige Tierarzt Tierarzt ist. Termine mache ich nicht mehr in meiner Erholungszeit ab, zum Beispiel an einem Mittwoch oder Samstagmorgen. Das wärs eigentlich, mehr kommt mir nicht in den Sinn.
Momentan hab ich gerade das Gefühl, dass mir die Zeit wegläuft und sich vor mir versteckt, deshalb lasse ich vielleicht den Hundekurs morgen. Lucy und ich sind ja pflichtbewusst fast jeden Samstagmorgen vor Ort.
Weil gestern besuchten wir meine Mutter und ich kochte bei ihr einen veganen Gemüsekuchen (mit Spinat, Broccoli, Shiitake, Birnen und Seidentofu) und heute fuhren wir nach Weil wegen des Laufladens City Sport. Wir waren schon am Montag dort und Patrick kaufte sich einen Laufschuh. Ich erwähnte so nebenbei, dass ich mit neuen Adidas in einen rostigen Nagel getreten sei und ob man das flicken könne. Da sagte der Chef des Ladens, ich solle die Schuhe vorbeibringen, er werde sie einschicken, vielleicht gebe es ein neues Paar!!?? Ja, und deshalb fuhren wir wieder hin, ich brachte meine Schuhe ins Geschäft, entdeckte im Rheincenter ein grosses Reformhaus und wurde super beraten in Sachen veganer Käse und wie man den selber herstellen kann (probiere ich bald aus!) und dann machten wir halt den Grosseinkauf im Alnatura. Und jetzt regnet es immer noch und das Sofa ruft. Und, oh, beinahe hätte ich es vergessen: ich hab mich für den Grand Prix von Bern angemeldet. Am Mittwoch liefen Lucy und ich 10 km in neuer Bestzeit!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen