Dienstag, 21. Dezember 2010

Weihnachtskultur

Gestern packte ich fast drei Stunden lang Päckchen ein und begann zu rechnen: Wenn ich jedem meiner vier Familienmitgliedern 5 Geschenke mache und alle in meiner Familie auch, das gibt 80 Päckchen, die da auszupacken sind am Freitagabend! Da müssen wir aber früh beginnen, sonst schaffen wir das nicht! Wir führten nämlich vor langer Zeit, als die Kinder noch klein waren und sich irgendwann mal alle drei auf ihre Weihnachtsgeschenke gestürzt hatten, die Regel ein, dass nur eine Person auspackt und die andern zuschauen (müssen). Bei uns stehen an Weihnachten zwei Dinge im Mittelpunkt, Essen und Päckchen auspacken. Darin befinden sich kleine Dinge wie Bücher, Socken, Handschuhe, etc. Wir alle lieben Auspacken! Das war nicht immer so. Das heisst, Auspacken liebten wir seit eh, aber wir standen nicht unbedingt dazu. Wir probierten Weihnachten ohne Geschenke, Weihnachten mit einsamen Menschen in einem Quartierszentrum, und natürlich am Anfang Weihnachten mit Verwandten. Hat alles nicht so gut funktioniert.
Patrick und ich kommen aus sehr unterschiedlichen Weihnachtskulturen. Meine Ursprungsfamilie und ich sassen in unseren Nabholz- oder Adidastrainern (und waren in diesen 60er/70er Jahren modisch der Zeit weit voraus!) unter dem Weihnachtsbaum und jassten, nachdem wir Lasagne gegessen und die wenigen Geschenke ausgepackt hatten. Bei Patrick wurden elegante Kleider angezogen, ein grosses Weihnachtsmenu gegessen und die Geschenke in einem Wäschekorb hereingetragen. Das war dann später für Patrick und mich nicht ganz einfach, die unterschiedlichen Erwartungen auf einen Nenner zu bringen. Da ich sowieso nie elegante Kleider trage - ich bevorzuge immer noch Sportliches- machte ich die Anpassungsleistung in Sachen Menge der Geschenke. Und Essen. Weil, Essen, so wie es die meisten Menschen verstehen, interessiert mich nicht. Und Patrick kann mittlerweile gut auf einen Tannenbaum verzichten (mit der Begründung: zu gefährlich, wenn Hunde auch feiern möchten). Ich fand dies schon immer eine arge Verschwendung: Da wachsen Millionen von Tannenbäumchen fünf, sechs Jahre lang, werden gefällt, damit sie zwei Tage in einer Wohnung stehen können, und dann sind sie Abfall.
So werden wir fünf für einander ein paar Stunden Zeit nehmen, auspacken und essen und auspacken und reden und auspacken. Es ist, seit einigen Jahren nun, ein lockerer und lustiger Abend. Ich freu mich schon!

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