Montag, 13. Dezember 2010

Zeit

Ich bin eine typische Schweizerin. Leider. Immer pünktlich (wenn auch oft knapp, was mir zeigt, dass ich eigentlich lockerer mit Terminen umgehen würde. Wenn ich könnte. Kann aber nicht.) Ich lebe extrem nach der Uhr. Ein Gespräch in meiner Praxis: 1 Stunde. Eine Lektion an der Schule: 45 Minuten. Eine Pilatesstunde: eben 1 Stunde. Burmesische Mönche stehen am Morgen auf, wenn sie die Adern an ihren Händen erkennen können. Ich stehe auf, wenn der Wecker geklingelt hat, was zwischen 6 und 8 Uhr geschieht, je nach Tagesterminen. Und dies ist momentan noch vor Sonnenaufgang. Wenn ich mal ausschlafen kann, und dies geschieht eigentlich nur Sonntags, dann kann ich locker bis halb zehn schlafen. Und abends ins Bett ginge ich nach Mitternacht.
Heute, eigentlich mein freier Tag, wurde es 19 Uhr, bis ich selber über meine Zeit verfügen konnte. Praxis am Morgen (mit Velo; suboptimaler Entscheid), Hunde Wald, Essen, kurze Siesta, Noelle kam vorbei (sie wird Lola hüten im April, wenn wir nach Indien reisen), für die Schule arbeiten, im Fressnapf eine Joggerleine und Büchsen mit Fisch kaufen, dazu diese Zahnbürsten aus Getreide und ein Set Trainings Discs (wir sind sehr entschlossen, Lucy das Joggeranspringen abzugewöhnen), Hunde Wald, Abendessen. Und jetzt Bloggen. Ich habe einen Rhythmus, der mir nicht entspricht, aber der voll Schweizer Kultur ist. Der Psychologe Robert Levine untersuchte in 31 Ländern, wie Kulturen mit Zeit umgehen und stellte fest, dass die Schweiz das höchste Lebenstempo besitzt.
Weshalb hetzen wir so?? Wo wollen wir hin??
Ich möchte mehr Zeit für mich haben! Und für all das, was mir wichtig ist. Aber wie kann ein Mensch sich seiner Kultur entgegenstellen? Ich probiere seit Jahren, mehr Zeit zu haben, baue irgendwo ab, aber schon füllt sich die Leere. Es ist so anstrengend, gegen dieses Tempo zu kämpfen.
Umsiedeln nach Mexico. Die bilden das Schlusslicht.
Nein, ich weiss. Noch öfter Nein sagen!

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